Der Mutterkreuzzug

Die christliche Autorin Christa Meves schwafelt über Frauenbilder – und Ursula von der Leyen schweigt taktvoll

Sie streitet in einer Weise, die mit dem Wörtchen „unermüdlich“ all zu knapp beschrieben ist, seit Jahrzehnten. Christa Meves, 1925 geboren, bibelfanatisch geprägt, ist seit 1974 jene Figur aus konservativen Kreisen, die man in den unsrigen am einfachsten uncool finden konnte.

Mit Büchern unter Titeln wie „Anima – verletzte Mädchenseele“, „Plädoyer für Schamgefühl“ oder „Wurzeln des Glücks“ veröffentlichte sie, nun ja, Kampfschriften der glühendsten Art. Ihre Kernglaubenspartikel: Frauen können Glück nur in einer Ehe finden, sind geboren, um zu gebären, Homosexualität ist unnatürlich – die Emanzipation der Frau hat zur „Vernachlässigung der Familie“ geführt, und die „Studentenrevolte“ ist „eine der Universität von außen aufgedrückte Manipulation“.

Inzwischen ist Meves inmitten des aktuellen Königsdiskurses arriviert, wird hofiert, man lässt sie zu Wort kommen – über Familie, über Krippenkinder und über Frauen, die berufstätig sein wollen, ohne ihren Wunsch nach Nachwuchs ad acta zu legen. In einem zweiseitigen (!) Interview mit der FAS sprach sie Kenntnisloses zur Neurobiologie – und forderte, Frauen sollten per Pflichtjahr ins Mutterdasein eingewiesen werden – Männer seien ja auch wehrdienstpflichtig.

Kurzum: aggressiv vorgetragener Mutterbiologismus, fast identisch mit nationalsozialistischer Menschenzuchtpropaganda – und gewiss nicht das, was in der Union nun als „konservativer Feminismus“ (Unionsabgeordnete Ilse Falk) begriffen werden soll.

Familienministerin Ursula von der Leyen, von jener Zeitung befragt, was sie von dem Begriff halte, antwortete: „Eine spannende Wortprägung.“ Worte, die man nur äußert, wenn der Frager nicht düpiert werden soll und frau sich nicht selbst in die Falle verfrachten möchte.

Denn Feminismus ist in der Union des Teufels, und bibelfanatische Gewährsleute wie die Meves sind dort viel zu angesehen, als dass die siebenfache Ministerinnenmutter es wagen könnte, zu sagen: „Die Früchte der Frauenbewegung sind mir lieb – und eine wie Christa Meves ist nicht mehr ganz bei Trost.“ JAF