Neue Frankfurter Schule

Das „Zeitung in der Schule“-Projekt der „FR“ macht per Beilage Werbung für McDonald’s. Wie nötig ist das?

„Werbung sollte intelligent sein“, fordert nicht nur McDonald’s-Marketing-Direktor Bernd Werner. Doch dem Großrinderhackbrater gelingt noch ein ganz anderes Kunststück: Die Fast-Food-Kette bekommt ihre Werbung billig, auf den Punkt zielgruppengenau – und auch noch journalistisch überhöht: Die laut ihrer Satzung linksliberale Frankfurter Rundschau hat ihr Projekt „FRiSch – FR in der Schule“ an McDonald’s verkauft.

Normalerweise sind „Zeitung in der Schule“-Projekte eine höchst ehrenwerte Angelegenheit: Sie bieten SchülerInnen die Chance, eigene Seiten zu gestalten, eigene Themen zu platzieren, ein bisschen Einblick in den vermeintlich ach so coolen Medienberuf zu erhaschen. Und schaffen, wenn’s denn gut geht, für die beteiligten Blätter einen Imagegewinn und eine Anbindung an das schon länger nicht mehr ganz so jugendbegeisternde Medium Tageszeitung. Dass Sponsoren solches Tun mitfinanzieren, ist üblich. Doch auch wenn es die FR schafft, so mit FRiSCH rund 20.000 SchülerInnen zu beglücken – die gestrige achtseitige Beilage „Recherche bei McDonald’s“ geht nicht.

„FRiSCH ist ein Erfolgsmodell“, freut sich FR-Geschäftsführer Sönke Reimers: „Diese Beilage wurde von unseren FRiSCH-Schülerreportern eigenständig redaktionell erstellt.“ Denn „jungen Menschen zu ermöglichen, selbst aktiv zu werden, sollte uns allen ein großes Anliegen sein“. Und oben drüber prangt: „Eine Anzeigen-Beilage von McDonald’s“. Entsprechend freundlich-begeistert geht’s im Innern zu: „Normalerweise beißt jeder in seinen duftenden Hamburger und freut sich über das leckere, saftige Fleisch“, heißt es da: „Welchen Aufwand es bedarf, ein immer und überall gleich schmeckendes und qualitativ hochwertiges Produkt herzustellen, darüber macht sich kaum ein Kunde Gedanken.“

Nein, bange muss McDonald’s da keinesfalls werden – „Burger sind besser als ihr Ruf“ titelt schließlich auch die Rubrik „Ernährung“. Und zum Thema Chancen bei dem Unternehmen, das gerade versucht, dem Oxford Dictionary den Wörterbucheintrag „McJobs“ für Billigarbeitsplätze zu verbieten, dürfen sich Vorstands- und Personalchef über „Karrieremöglichkeiten und faire Löhne“ verbreiten.

In der Redaktion der FR rumort es, der Chefredakteur versucht zu vermitteln: Es sei ja klar, „dass es sich hier nicht um FR-Autoren handelt“, sagt Uwe Vorkötter, und die SchülerInnen hätten keinesfalls „die Vorgabe gehabt, unkritisch zu sein“.

„Türen öffnen für neue Einblicke“ ist der Beitrag von FR-Geschäftsführer Reimers überschrieben. Experiment geglückt: Man traut seinen Augen nicht.

STEFFEN GRIMBERG