Antifa angeklagt

Der 21-jährige Matthias Z. steht wegen versuchten Totschlags nun vor Gericht. Beweislast bleibt dünn

Nun ist es amtlich: Seit gestern muss sich Matthias Z. vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts wegen versuchten Totschlags verantworten. Wie die Unterstützergruppe des 21-Jährigen berichtet, wird ihm vorgeworfen, im November 2006 im Weitlingkiez in Lichtenberg zwei Neonazis angegriffen und sie dabei leicht verletzt haben.

Obwohl die Angreifer vermummt waren, wollen die beiden Neonazis den 21-Jährigen später auf Fotos wiedererkannt haben, die sie in ihrem Privatarchiv von Antifas sammeln. Dem Landeskriminalamt genügten diese Aussagen der Neonazis offenbar und Matthias Z. wurde am 12. Dezember festgenommen. Seitdem sitzt er in Moabit in Untersuchungshaft. Obwohl es außer den Aussagen der Neonazis „keinerlei belastendes Material gibt“, sitze Matthias Z. in Untersuchungshaft, sagt Stefan Jakob von der Unterstützergruppe. „Dieser skandalöse Umstand ist eindeutig politisch gewollt.“

Der Weitlingkiez gilt seit Jahren als Hochburg der rechtsextremen Szene. Normalerweise jedoch kommen die Übergriffe von rechter Seite. Unter anderem ist der Linkspartei-Abgeordnete Giyasettin Sayan vor einem Jahr wahrscheinlich Opfer rechter Gewalt geworden. Die Ermittlungen dazu verliefen jedoch im Sande. Vor einem Jahr haben Initiativen gegen Rechtsextremismus die Kampagne „Hol dir den Kiez zurück“ gestartet, um der rechten Gewalt Einhalt zu gebieten. Bislang ohne wirksamen Erfolg. Die rechte Szene fühlt sich dort auch weiterhin stark.

Immerhin hat der Fall „Matti“ inzwischen eine große Solidarisierungswelle ausgelöst. Neben der Gewerkschaft Ver.di und zahlreichen linken Antifagruppen setzt sich auch Benedikt Lux, der demokratiepolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, für den 21-Jährigen ein und fordert seine Freilassung. Der nächste Haftprüfungstermin vor dem Landgericht findet an diesem Freitag statt. FELIX LEE