Baden gehen mit Hartz IV

Die Hallenbäder sind teurer geworden, eine soziale Staffelung für Kinder gibt es weiterhin nicht. Der Senat hält die Preise für sehr „moderat“. Wer es billiger will, muss ins Freibad – oder nach Düsseldorf

von Jan Zier

Sind 3,10 Euro für den Besuch eines gewöhnlichen Schwimmbades zu viel verlangt – zumindest von einem Kind? Ja, sagen die Grünen. Nein, sagt Bürgermeister Thomas Röwekamp (CDU) namens des Senates. Er lobte gestern in der Bürgerschaft die Preise der Bremer Bäder als „ausgesprochen moderat“. Die Forderung nach einer Preissenkung für Kinder aus sozial schwachen Familien lehnte er brüsk ab: „Das wird es nicht geben.“

Hintergrund der Debatte ist die jüngste Preiserhöhung in allen Bremer Bädern. Seit Anfang März kostet eine Einzelkarte für Erwachsene statt bisher 3,30 Euro je nach Bad bis zu 3,80 Euro. Kinder zahlen in so genannten „Erlebnisbädern“ 3,30 Euro, allein den „Stadtteilbädern“, in denen man nur Bahnen ziehen kann, immer noch 3,10. Anders als bei den Erwachsenen ist bei Kindern eine soziale Staffelung nicht vorgesehen.

Lars Wöhrmann, Sprecher der Bremer Bäder, verteidigt die Preiserhöhung mit den Energiekosten, die seit 2004 um ein Fünftel gestiegen seien – auf inzwischen 2,7 Millionen Euro pro Jahr. Zugleich habe Bremen seine Zuschüsse in den letzten fünf Jahren um 800.000 Euro gesenkt. Und dann müssen noch jene 19 Millionen Euro bezahlt werden, die seit 2003 in den Umbau von verschiedenen Bädern investiert wurde.

Im Vergleich mit anderen Badeanstalten in Norddeutschland liege Bremen „immer noch im unteren Bereich“, sagt Röwekamp. In Delmenhorst zahlten Erwachsene vier Euro, in Oldenburg 5,50 Euro und in Hamburg sogar sechs Euro. Und schließlich seien Tageskarten für alle billiger geworden und die Freibäder immer noch genau so teuer wie früher.

Besser hat es jedoch, wer seine Kinder nach Düsseldorf zum Baden schicken kann: Dort zahlt nur 1,80 Euro, wer unter 18 ist. Unter Sechsjährige zahlen gar keinen Eintritt. In Bremen seien solche Tarife „wirtschaftlich nicht tragbar“, sagt Röwekamp.

Ob die BesucherInnenzahlen – im vergangenen Jahr kamen insgesamt rund 1,9 Millionen – auch weiterhin konstant bleiben, ist abzuwarten. Hartz IV-EmpfängerInnen stehen im Monat ohnehin nur 2,78 Euro für Sport- und Freizeitveranstaltungen zu. Fest steht jedoch: Immer weniger Kinder können überhaupt noch schwimmen: „Vor einigen Jahren konnte fast jeder Grundschüler schwimmen“, sagt der Präsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, „heute sind fast zwei Drittel der Fünf- bis Zehnjährigen Nichtschwimmer“.