Grüne Muslime organisieren sich

Ein Novum in der Parteienlandschaft: Grüne Muslime gründen eine eigene Gruppe

DÜSSELDORF taz ■ Muslimische Grüne haben unter dem Dach des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Grünen einen „Offenen Arbeitskreis“ gegründet. „Dies ist bundesweit der erste Zusammenschluss politisch aktiver Muslime innerhalb einer deutschen Partei“, sagte Mounir Azzaoui, einer der Initiatoren, der taz. Der Arbeitskreis solle zum einen der Vernetzung grüner Muslime dienen. Zum anderen solle er auch eine „innerparteiliche Beratungsfunktion“ übernehmen und Diskussionen mitprägen.

Ziel sei zudem, muslimische Bürger stärker zu politischem Engagement zu motivieren. Laut Azzaoui hat sich der Arbeitskreis darüber hinaus zur Aufgabe gesetzt, eine „Scharnierfunktion“ zwischen der grünen Partei und muslimischen Gruppen und Organisationen wahrzunehmen.

Erst einmal wollen sich die von der Landespartei unterstützten grünen Muslime in ihrer Arbeit auf NRW konzentrieren. In den kommenden Monaten soll dabei die Frage der rechtlichen Integration des Islam im Vordergrund stehen.

Am Gründungstreffen, das kürzlich in der grünen Landeszentrale in Düsseldorf stattfand, nahmen nach Angaben Azzaouis 15 Muslime türkischer, nordafrikanischer, bosnischer und deutscher Herkunft teil. Das Potenzial sei jedoch erheblich größer. Denn früher hätten die Grünen unter vielen Muslimen den Ruf einer „antireligiösen Partei“ besessen, inzwischen aber habe sich das Bild gewandelt.

Der Politikwissenschaftler Azzaoui ist seit 2003 bei den Grünen aktiv. Der Sohn marokkanischer Einwanderer aus Aachen war einer breiteren Öffentlichkeit zunächst durch seinen Dienst für den Zentralrat der Muslime (ZMD) bekannt geworden. Für den ZMD arbeitete Azzaoui zunächst als Referent für Öffentlichkeitsarbeit, dann seit 2004 bis Ende vergangenen Jahres als Pressesprecher. Ehrenamtlich ist er für Verband bis heute aktiv.

Dabei sind die Positionen des von dem FDP-Mitglied Ayyub Axel Köhler geleiteten ZMD durchaus umstritten. Kritiker werfen der Vereinigung unter anderem vor, sie habe sich bislang nicht eindeutig von der Scharia distanziert und teile nicht die westliche Vorstellung der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Auch wenn der Arbeitskreis der Muslime ein Novum ist – religiöse Strömungen hatten von Anfang an einen durchaus nicht unerheblichen Einfluss innerhalb der Grünen. So existiert bereits seit 1984 die Bundesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen, deren selbst definiertes Ziel es ist, „das christliche Potenzial innerhalb der grünen Partei herauszustellen“. Mit der Bundestagsabgeordneten Christa Nickels sitzt bereits seit einiger Zeit auch eine Grüne im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). PASCAL BEUCKER