Konflikt um Moschee flackert erneut auf

Auf der Baustelle der Ahmadiyya-Gemeinde wurde ein Brandanschlag auf einen Lkw verübt. Senat kritisiert „Höhepunkt islamfeindlicher Hetze“

von CHRISTINA HEBEL
und KATHRIN SCHRECK

Der Konflikt um den Bau der Moschee in Pankow-Heinersdorf geht in die nächste Runde: Auf der Baustelle der Ahmadiyya- Gemeinde brannte am Mittwochabend ein Kipplaster, verletzt wurde niemand. „Es gibt Hinweise auf Brandstiftung. Wir gehen von einem politisch motivierten Anschlag aus“, sagte gestern ein Polizeisprecher. Deshalb habe der Staatsschutz die Untersuchungen übernommen.

Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) verurteilte als einer von vielen Politikern den Brandanschlag: „Den Gegnern der Moschee wird klar, dass ihr bisheriger Weg erfolglos war. Die Form des Anschlags zu wählen, ist entsetzlich.“ Köhne wie auch die Bürgerinitiative „Heinersdorf öffne Dich“ forderten die Gegner auf, die bisher betriebene „geistige Brandstiftung“ zu beenden, die die Stimmung angeheizt und radikalisiert hat. Gleicher Meinung ist Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei): „Der feige Brandanschlag ist ein Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau und der NPD.“

Zu den Gegnern des Moscheebaus gehört neben den organisierten Rechtsextremisten die Anwohnerinitiative Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, kurz „ipahb“. Diese distanzierte sich gestern auf ihrer Homepage von dem Anschlag“. Die „iphab“ wird auch von der Pankower CDU und Unions-Fraktionschef Friedbert Pflüger unterstützt. Die Moschee-Gegner werfen der Ahmadiyya-Gemeinde vor, frauenverachtend zu sein und die Demokratie abschaffen zu wollen.

Der Imam der Gemeinde, Abdul Basit Tariq, streitet das ab: „Wir haben mit politischen Themen nichts zu tun, wir sind eine Reformgemeinde, die gegen den Fundamentalismus kämpft.“ Er sieht den Brandanschlag gelassener als die Politiker. „Für uns war das Feuer allenfalls ein kleiner Schock.“ Da die „Hasskampagne“ ihrer Gegner nun schon seit über einem Jahr andauere, seien die Gemeindemitglieder auf solche Angriffe mental vorbreitet, so Tariq. „Wir sind traurig über den Vorfall, geraten aber deswegen nicht in Panik.“ Den Schaden an dem ausgebrannten Lastwagen müsse die Baufirma mit ihrer Versicherung klären. „Wir machen mit dem Moscheebau weiter wie bisher“, fügte er hinzu.

In den vergangenen Tagen hatte sich die Situation verschärft, da Anwohner versuchten, die Abrissarbeiten alter Gebäudereste auf dem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Tiniusstraße zu verhindern. Ihr Mittel: eine Anzeige wegen „Körperverletzung durch Freisetzung von asbestverseuchten Abbruchstaub“. Der Baustopp wurde aber nach einem Tag wieder aufgehoben.

Um der Gemeinde ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, veranstaltet das „Heinersdorf-Bündnis“ heute eine antifaschistische Demonstration. Der Zug startet um 18 Uhr am U-Bahnhof Schönhauser Allee und endet auf dem Moschee- Baugrundstück. „Die Schonzeit für Rassisten in Heinersdorf ist vorbei!“, verkündet das Bündnis in ihrem Aufruf zu der Demo.

Der Grundstein für das zweigeschossige Haus mit Minarett war zu Beginn des Jahres gelegt worden. Zwei Bürgerbegehren, die gegen den Bau protestierten, waren zuvor ohne Erfolg geblieben. Die Ahmadiyya-Gemeinde hat in Berlin etwa 250 Mitglieder, bundesweit gehören ihr rund 30.000 Menschen an. Das Gotteshaus wird das erste islamische im Ostteil der Stadt sein. Anfang 2008 soll es fertig gestellt werden. Imam Tariq setzt große Hoffnungen in diesen Tag: „Wenn die Moschee erst gebaut ist, werden die Menschen schon sehen, dass ihre Befürchtungen unbegründet waren.“