Nach der Flucht nur die Hoffnung

Etwa drei Millionen Flüchtlinge aus Simbabwe leben illegal in Südafrika – täglich werden es mehr. Dabei steigen die Chancen auf ein Ende der Mugabe-Diktatur

JOHANNESBURG taz ■ Die gefährliche Flucht aus Simbabwe liegt für den 29-jährigen Sazini Mpofu nur wenige Tage zurück. Noch immer hat er Angst um sein Leben. Er zählt zu etwa drei Millionen Simbabwern, die illegal in Südafrika leben. Aber die Geheimpolizei bleibt ihnen auch hier auf den Fersen. Mpofu hat schon Leute erkannt, die ihn in seiner Heimat wegen oppositioneller Aktivitäten verfolgt, verhaftet und gefoltert haben.

Ohne Geld, Papiere und Arbeit versuchen Flüchtlinge in den heruntergekommen Wohnblocks der Johannesburger Innenstadt zu überleben. Immer mehr Menschen flüchten täglich aus Simbabwe, wo sich der Brotpreis in einem Tag verdoppelt.

Sazini Mpofu durchquerte den krokodilverseuchten Limpopo-Fluss, der sich an der Grenze entlangzieht. „Es bleibt uns keine andere Wahl“, sagt Mpofu, der seine Familie zurückließ und vor der Polizei an seiner Haustür Hals über Kopf flüchtete. In den Büschen am Ufer warteten Schlepper, die für etwa 200 Rand (20 Euro) den Weg nach Südafrika organisieren. Auf südafrikanischer Seite werden die Grenzpatrouillen geschmiert, damit Helfer den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun durchschneiden oder anheben und Flüchtlinge entkommen können. Nach langem Fußmarsch kam die Flucht im Lkw. „Fahrer und Polizisten an den Straßensperren werden auch bezahlt“, berichtet Mpofu.

Das Geschäft mit der Not funktioniert auf beiden Seiten. Die organisierte Flucht im Minibus an den Grenzübergängen sei für viele mit 1.500 (150 Euro) Rand pro Person zu teuer.

Mpofu lebt jetzt von Almosen der simbabwischen Exilopposition. Das überbelegte Zimmer in Downtown ist – wie der ganze Block – wegen Verwahrlosung geräumt worden. Mpofu übernachtet auf der Rückbank eines Taxis, gegen Geld. „Wer mehr Pech hat als ich, wird mit dem Deportationszug, der zweimal die Woche fährt, wieder zurückgeschickt.“ Südafrika schiebt tausende illegaler Flüchtlinge ab, aber sie kommen wieder.

Täglich wächst ihre Hoffnung, dass die diktatorische Regierung Robert Mugabes dem Ende nahe ist. Auf einem geplanten Treffen des Zentralkomitees der Regierungspartei Zanu-Pf nächste Woche in Simbabwe sollen angeblich Pläne zur Absetzung Mugabes durch seine eigene Partei präsentiert werden.

Laut der Oppositionspartei „Bewegung für demokratischen Wandel“ (MDC) haben jetzt Treffen zwischen den früheren Armee- und Sicherheitschefs Solomon Mujuru und Emmerson Mnangagwa sowie Oppositionsführer Morgan Tsvangirai stattgefunden. Mit dem Verfall der Wirtschaft Simbabwes und nach den brutalen Misshandlungen des Oppositionschefs und seiner Anhänger vor zwei Wochen seien nun Pläne für eine Übergangszeit bis zu Wahlen im März 2008 diskutiert worden, heißt es. Präsident Mugabe erklärte seine Kandidatur, nachdem seine Partei seinen Wunsch auf Hinauszögerung der Wahlen bis 2010 ablehnte. Aber die rivalisierenden Fraktionen innerhalb Zanu-Pf versuchen, Mugabe nach 27 Jahren im Amt abzusetzen, meint John Makumbe von der Universität von Simbabwe. Emmerson Mnangagwa werden Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt, ebenso wie Joyce Mujuru, der Frau des Generals und Vizepräsidentin Simbabwes.

Die Unzufriedenheit der Simbabwer könne jetzt zur Wende führen, sagte der katholische Erzbischof von Bulawayo, Pius Ncube am Freitag in Johannesburg. Er rief zum Massenprotest auf; er wolle selbst in erster Reihe marschieren: „Ich bin bereit, erschossen zu werden. Wenn ein Diktator seine Leute zu Tode hungern lässt, muss er gehen.“

MARTINA SCHWIKOWSKI