Springer kauft Hamburgs Internet

Der Verlag übernimmt die Mehrheit am Stadtportal hamburg.de. CDU-Senat hofft jetzt auf schwarze Zahlen. SPD und GAL sehen durch die noch wachsende Dominanz des Springer Verlages die Meinungsfreiheit in Gefahr

Die Axel Springer AG hat gestern die 51-prozentige Mehrheit des Internetstadtportals hamburg.de übernommen. Das teilten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, mit. Das Kartellamt muss der Vereinbarung noch zustimmen.

Seit 1996 hatte das Stadtportal kein Jahr ohne Verlustgeschäft beendet. Noch 2002 war es mit mehr als fünf Millionen Euro in den roten Zahlen, 2005 mit etwa 800.000 Euro. Deshalb wurde ein neuer Geldgeber gesucht. Hamburg behält seine 20 Prozent an hamburg.de, die Mitgesellschafter HSH Nordbank, Haspa und Sparkasse Harburg-Buxtehude verringern ihre Anteile. Ziel sei es, hamburg.de „attraktiver, interessanter und lukrativer“ zu machen, sagte von Beust. Die Übernahme sei aber „keine politisch-journalistische Symbiose“, beteuerte er.

Springer-Vorstand Döpfner will über das Stadtportal die „Regionalkompetenz“ Hamburgs ausbauen. Städtische Angebote beispielsweise sollen mit dem Informationsangebot des Springer Verlags vernetzt werden. „Hamburg fügt sich in dieses Konzept wie ein Mosaikstein ein“, sagte Döpfner.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion Jens Kerstan kritisierte die Übernahme. Mit Hilfe des Senats würde Springer seine beherrschende Marktstellung in Hamburg ausbauen, sagte er. „Von Beust sorgt für die Verminderung der Medien- und Meinungsvielfalt in Hamburg und schadet damit der Meinungsbildung in der Demokratie.“

SPD-Medienpolitiker Uwe Grund kritisierte, dass ein in Hamburg ohnehin schon dominanter Medienkonzern die Mehrheit übernehme. Er sagte, es sei eine offene Frage, ob die Übernahme aus Sicht des Kartellamtes in Ordnung sei.

Grund ist vor allem für eine stärkere Trennung von redaktionellen und anderen Inhalten bei hamburg.de. Dazu müsse die Unabhängigkeit der Redaktion gesichert sein. MARTIN SPIESS