US-Zerstörer auf Ostsee-Exkursion

Zwei amerikanische Kriegsschiffe sollen den G-8-Gipfel bewachen. Auch die deutsche Marine soll für Sicherheit sorgen und die See um Heiligendamm weiträumig absperren. Wie genau, wird bisher noch geheim gehalten

VON MARTIN MÜLLER

Mit dem Anschlag auf die „USS Cole“ im Jahr 2000 erlangte die „Arleigh-Burke-Klasse“ traurige Berühmtheit. Damals kamen 17 Seeleute auf einem dieser modernsten Zerstörer der US-Marine ums Leben. So weit wird es hoffentlich vor Heiligendamm nicht kommen. Aber präsent sein wird ein solches Kriegsschiff, das Ziele auf dem Land angreifen kann, während des G-8-Gipfels im Juni auf jeden Fall.

Zwei Schiffe mit jeweils 370 Mann Besatzung sollen vor Heiligendamm verkehren. Neben dem Zerstörer wird sich auch ein Kreuzer der „Ticonderoga-Klasse“ in der Ostsee aufhalten. Beide Schiffe können durch das elektronische Warn- und Feuerleitsystem Aegis den Luft- und Seeraum in einem Radius von 500 Kilometern überwachen und gleichzeitig mehrere Ziele angreifen. Wie schon beim Bush-Besuch im letzten Juli soll also offenbar auch der G-8-Gipfel von der See aus beschützt werden.

„Die zwei amerikanischen Einheiten werden an einer Übung teilnehmen“, bestätigte ein Marinesprecher der taz. Die beiden Kriegsschiffe wirken offiziell bei dem internationalen Manöver „Baltic Operations“ (BaltOps) mit, das vom 4. bis zum 15. Juni in der Ostsee stattfindet. Bei der jährlichen Übung sind neben den USA und Deutschland auch Großbritannien, Russland und Frankreich vertreten. Das Manöver verläuft von Aarhus über Bornholm bis zum feierlichen Ende bei der Kieler Woche. Für nähere Auskünfte verwies die deutsche Marine an die USA, die die Übung auch organisieren. Der Organisator gibt sich aber uninformiert: „Ich weiß gar nicht, welche Schiffe daran teilnehmen“, wiegelte Marineattaché Timothy A. McCandless von der US-Botschaft gegenüber der taz ab. Nach Informationen der Ostsee-Zeitung wurden die beiden Schiffe vor allem zur Bewachung des G-8-Gipfels abkommandiert. Auch deutsche Tornados werden wohl zur Luftraumüberwachung eingesetzt werden.

Fregattenkapitän Jürgen Brandt vom Landeskommando Schwerin rechnet aber nicht damit, dass die US-Schiffe während des G-8-Gipfels in deutschen Hoheitsgewässern operieren werden. Nur in internationalen Gewässern wäre das ohne deutsche Zustimmung möglich. „Operieren“ bedeutet allerdings nur, dass sie dort keine militärischen Aktionen durchführen werden. Aufhalten dürfen sie sich dort als Nato-Partner sehr wohl. Und bei einem Angriff hätten sie auch das Recht zur Verteidigung. „Sie dürfen auch jederzeit einen Hafen anfahren, wenn die Besatzung dort ihre Freizeit verbringen möchte“, meint Brandt.

Die Bundeswehr stellt der Polizei beim G-8-Gipfel 6.000 Unterkünfte in vier Kasernen in Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung und sorgt ansonsten vor allem für logistische Unterstützung, etwa den Hubschraubertransport von VIPs und Journalisten. Wie die deutsche Marine selbst für Sicherheit sorgt, ist noch unklar. „Seeseitig ist einiges im Gespräch, das ist aber alles noch in der Andenkphase“, sagte Brandt der taz. Er gehe aber davon aus, dass alles auf See von der Marine beobachtet werden würde. Versorgungsschiffe der Marine könnten auf jeden Fall eingesetzt werden, für die Überwachung der Sperrgebiete auf See sei eher die Polizei zuständig.

„Vom Schlauchboot bis zum großen Schiff werden wir alles einsetzen – wie schon beim Bush-Besuch“, meinte ein Sprecher der eigens eingesetzten Polizeisondereinheit „Kavala“. Schon ab dem 14. Mai darf kein Fischer-, Sport- oder Freizeitboot mehr in das Sperrgebiet um Heiligendamm. Die engste Sicherheitszone soll mit einem an Bojen befestigten Sperrnetz abgesichert werden. Obwohl der Gipfel schon am 8. Juni endet, dürfen Schiffe erst vier Tage später wieder in das Gebiet, das zuvor die US-Zerstörer abgesichert haben.