Der Diplomat, der in zwei Welten lebt

Prinz Bandar Bin Sultan ist der momentan wohl einflussreichste Außenpolitiker der arabischen Welt. Mit seiner charmanten und intelligenten Art weiß er, wie er Leute für sich gewinnen kann. Als Mitinitiator der Nahost-Friedensinitiative von 2002, die seit gestern im Mittelpunkt des arabischen Gipfels in Riad steht, unterhält er Kontakte zu den wichtigsten Politikern. Im September 2006 soll er gar Israels Premier Ehud Olmert getroffen haben. Ein gutes Omen: Israel muss schließlich noch von der arabischen Friedensinitiative überzeugt werden.

Eine zentrale Rolle spielt Bandar bei den Beziehungen zwischen Washington und Riad. Er war ein persönlicher Freund von gleich vier US-Präsidenten. Dabei hatte er das engste Verhältnis zu George Bush senior; Bandar kümmerte sich persönlich um Bushs depressive Tochter. Dies brachte ihm dann auch den Spitznamen „Bandar Bush“ ein. Bush junior hat die väterliche Freundschaft weiter gepflegt und informierte Bandar über die irakische Invasion 2003, sogar bevor sein Außenminister Colin Powell darüber aufgeklärt wurde.

Der Prinz wurde am 2. März 1949 geboren. Er gehört dem wichtigsten Zweig des saudischen Herrscherhauses an. Mit seinen waghalsigen Flugübungen machte er sich bei der Saudi Air Force einen Namen. Im britischen Luftwaffencollege in Cranwell und auf der Maxwell Air Force Base in Alabama ließ er sich zum Kampfpiloten ausbilden. Darüber hinaus absolvierte er an der John Hopkins University in Baltimore ein Studium der internationalen Politik, wo er den American Way of Life kennen und lieben lernte.

Darauf folgte eine steile Karriere. Mit 33 Jahren wurde er vom saudischen Königshaus zum Militärattaché in Washington ernannt. Von 1983 bis 2005 war er Botschafter in den USA. Danach wurde der Vater von acht Kindern wegen seiner guten Beziehungen zu den USA vom saudischen König zum Chef des Nationalen Sicherheitsrats ernannt.

Prinz Bandar ist bei jeder Krise im Nahen Osten sofort zur Stelle. Im libanesischen Bürgerkrieg hat er zum Frieden beigetragen, jetzt will er im Israel-Palästina-Konflikt Hand anlegen. Zwar repräsentiert der Diplomat ein totalitäres Regime, trotzdem gibt er sich liberal. Er lässt sich den Big Mac am liebsten auf dem Silbertablett servieren, dem Alkohol ist er nicht abgeneigt, und an einer teuren Zigarre zieht er genüsslich.

Saudi-Arabien widerspricht gänzlich dem American Way of Life, trotzdem bewegt sich Bandar gekonnt zwischen diesen beiden Welten. Der arabische Gatsby behauptet selbstsicher, dass, wenn die USA im Nahen Osten politisch aktiv waren, er seine Hände meistens mit ihm Spiel hatte. NICOLA MOHLER