„Lafontaine ist unsere beste Frau“

Christine Buchholz, Mitglied im Bundesvorstand der WASG, über die Ängste von Westmännern vor einer Diktatur starker Ostfrauen im Vorfeld der Fusion mit der PDS

CHRISTINE BUCHHOLZ, 36, Mitglied im WASG-Bundesvorstand, bei Ver.di, Attac und Linksruck.

taz: Frau Buchholz, am Wochenende begann die Urabstimmung über die Fusion von PDS und WASG, die bis zum 18. Mai läuft. Ist das mehr als Show?

Christine Buchholz: Natürlich. Zwar haben die Delegierten auf dem Parteitag in Dortmund mit 88 Prozent für die Vereinigung gestimmt, aber das Votum aller Mitglieder ist wichtig. Wir treten für die Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ein. Innerparteilich haben bei richtungweisenden Entscheidungen die Mitglieder das letzte Wort.

Bedeuten die Gegner der Fusion noch eine Gefahr?

Nein, nur 44 von knapp 400 Delegierten haben in Dortmund gegen die Vereinigung gestimmt. Die größte Gruppe der Gegner – die in Berlin – wird eine eigene Regionalorganisation gründen. Es gibt in der WASG keine organisierte Opposition mehr gegen die Vereinigung.

Aber Angst davor, die gibt es schon. Auf dem Parteitag sagte ein Redner, er fürchte eine Diktatur der PDS-Frauen.

Das ist Quatsch. Wir haben beschlossen, 50 Prozent der Gremien und Wahllisten in der vereinigten Linken mit Frauen zu besetzen. Unser Problem ist aber, dass WASG und Linkspartei im Westen nur einen Frauenanteil von unter 25 Prozent haben, im Osten sind es bei der Linkspartei über 45 Prozent. In der neuen Partei müssen und werden wir den Frauenanteil erhöhen. Einen kleinen Schritt haben wir getan: Der Parteitag hat eine 23-jährige Studentin in unseren erweiterten Bundesvorstand gewählt.

Viele PDS-Frauen nehmen die Männerherrschaft in Partei- und Fraktionsspitze nicht kampflos hin. Aus der WASG hört man dagegen nie Kritik. Sind dort die Frauen zu feige?

Es kommt auf die Politik an, nicht auf das Geschlecht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Oskar Lafontaine für den Parteivorsitz kandidiert. Er vertritt die Interessen der großen Mehrheit der Frauen in der Gesellschaft, denn er setzt sich vehement gegen Privatisierung und die Aufweichung von Tariflöhnen und Ladenschlusszeiten ein. Durch den neoliberalen Umbau der Gesellschaft tragen Frauen eine zunehmende Last und müssen viele Arbeiten unentgeltlich erledigen, beispielsweise in der Pflege oder bei der Betreuung von Kindern. Wenn es eine Frau mit ähnlichem bundespolitischem Gewicht bei uns gäbe, dann würde ich mich sofort für sie einsetzen.

Also ist Oskar Lafontaine die beste Frau, die sie haben?

Wir haben viele gute Frauen. Aber was diese Funktion betrifft, ist Oskar Lafontaine unsere beste Frau. INTERVIEW: DANIEL SCHULZ