Ostermärsche gegen Tornado-Einsatz

Bundesweit demonstrieren mehrere 10.000 Menschen gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Veranstalter sind mit der Beteiligung zufrieden. Die größte Kundgebung findet in Nordbrandenburg gegen das seit Jahren geplante „Bombodrom“ statt

AUS BERLIN TIEMO RINK

„Auch wenn wir nicht sehr viele sind, lassen wir uns das Marschieren nicht nehmen.“ Die Eröffnungsrednerin des Berliner Ostermarschs am Ostermontag wirkt fast trotzig. Zwischen 600 und knapp 1.000 Menschen haben sich um 12 Uhr am Treffpunkt Unter den Linden versammelt, die Stimmung ist gedrückt. Auf bis zu 2.000 Teilnehmer hatten die Veranstalter gehofft.

Insgesamt werten die Organisatoren die bundesweiten Demonstrationen jedoch als Erfolg. „Wir sind mit dem Verlauf der Ostermärsche zufrieden“ sagte Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative gegenüber der taz. Im Mittelpunkt der Proteste stand in diesem Jahr der Tornado-Einsatz in Afghanistan.Nach Angaben der Veranstalter haben sich „mehrere zehntausend Menschen“ an den Aktionen beteiligt.

In den 80er-Jahren versammelte die Friedensbewegung zum Nato-Doppelbeschluss Hunderttausende auf den Straßen, „momentan haben wir aber nicht das große Thema“, sagte Golla.

Die mit Abstand größte Kundgebung der Friedensbewegung fand am Sonntag in Nordbrandenburg statt. Rund 10.000 Menschen protestierten nach Veranstalterangaben gegen den geplanten Tiefflugbetrieb der Luftwaffe in der Kyritz-Ruppiner Heide – nach Angaben der Polizei waren es 3.000. Die Bundeswehr will das „Bombodrom“ – einen ehemals von den sowjetischen Streitkräften genutzten Luft-Boden-Schießplatz – wieder in Betrieb nehmen. Dagegen wehren sich Anwohner der Region seit fünfzehn Jahren.

Während an anderen Ostermärschen auch dieses Jahr selten mehr als 1.000 Menschen teilnahmen, sind die Kundgebungen in der Ruppiner Heide regelmäßig besser besucht. Benedikt Schirge von der Bürgerinitiative Freie Heide sieht den Grund vor allem darin, dass „sich der Protest bei uns gegen ein konkretes Großvorhaben richtet“. Die Demonstration am Sonntag war der 15. Ostermarsch und die insgesamt 104. Protestveranstaltung der Bürgerinitiative.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) forderte auf der Kundgebung Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) auf, die Pläne zur Inbetriebnahme des Bombodroms aufzugeben. Nach jahrelanger Ungewissheit brauchten die Menschen in der Region Klarheit. Die Zukunft der Region liege im Tourismus, „Tiefflüge und Bombenabwürfe würden die bisherigen Investitionen entwerten. 15.000 Arbeitsplätze gerieten in Gefahr“, begründete Platzeck seine Kritik an den Plänen der Bundesregierung.

Anders als der Ministerpräsident protestierten die Teilnehmer auch gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Stationierung von Bundeswehr-Tornados in Afghanistan. So liegt für Benedikt Schirge eine Stärke der Bürgerinitiative auch in ihrer inhaltlichen Vielfalt. Die Teilnehmer, laut Schirge „eine bunte Palette an Menschen quer durch alle Altersgruppen und soziale Schichten“, kommen meist direkt aus der Region, speziell zu den Ostermärschen kämen jedoch „auch kleine Gruppen aus anderen Städten angereist“.