Vom Reinraum in die weite Welt

Wie Forscher an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität vom Geld der Elite-Initiative profitieren

„Jetzt landen allein aus Asien wöchentlich fünf gute Bewerbungen auf meinem Tisch“

München taz ■ Die weißen Staubschutzanzüge hängen in Reih und Glied in der Schleuse, die Straßenschuhe müssen draußen bleiben. Denn Staub ist in den Reinräumen des Physik-Departments der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) gar nicht gern gesehen. Kleinstes wird hier erforscht: Um das Verhalten und den Bau von Nanoteilchen geht es, viel kleiner als Staub sind sie. Es ist die Welt der Moleküle und Atome, wo manche Strukturen nur noch sichtbar werden im Rasterelektronenmikroskop. In dieser Größenordnung arbeiten Dr. Eva Weig, ihr Chef Professor Jörg Kotthaus und rund 40 weitere Kollegen – seit genau einem Jahr werden sie unterstützt mit Fördergeldern aus der Exzellenzinitiative. Ihre Nano-Initiative (NIM) ist eines von bundesweit 17 Forschungsprojekten („Clustern“), die 2006 das Prädikat „exzellent“ erhalten hatten. Dazu gab’s für die Münchner und ihre neun Partner ein Budget von 39 Millionen Euro über die Laufzeit von 2006 bis 2011.

Für den LMU-Präsidenten Bernd Huber, der 2006 insgesamt drei Exzellenzcluster und ein Graduiertenkolleg bei den Geldgebern durchsetzte, sind diese Förderungen ein Paradigmenwechsel in der Hochschullandschaft: „Bisher gab es an jeder Hochschule ein annähernd gleiches Angebot.“ Inzwischen sei die LMU international sichtbarer geworden, sagte Huber der taz. Mit deutlichen Effekten. Ein Beispiel: Im Sommer hat seine Uni eine Kooperation mit dem US-Topstandort Berkeley gestartet.

Genau in dieser Liga sollte sich die LMU auch bewegen, meint Kotthaus schmunzelnd in seinem Büro. Schließlich seien seine Nanotechnologen schon vorher exzellent gewesen. „Aber jetzt landen allein aus Asien wöchentlich fünf gute Bewerbungen auf meinem Tisch, die Wahrnehmung ist deutlich gestiegen.“ Allerdings hake manches noch, nicht alle der geplanten zwölf Lehrprofessuren seien besetzt. „Es fehlen Räume und Kita-Plätze, und die Berufungsverfahren sind langwierig“, kritisiert Kotthaus.

Seiner Arbeitsgruppe wurden 125.000 Euro bewilligt, angeschafft wurde davon etwa ein neuer, leistungsstarker Festkörperlaser. Und neben den teuren Lehrprofessuren kann mit dem Exzellenzgeld auch der Nachwuchs finanziert werden: Ein halbes Dutzend Doktoranden gibt es zusätzlich am Institut – von denen auch Eva Weig profitiert. An kleinsten Bauteilen forscht die junge Wissenschaftlerin, vielleicht werden ihre Erkenntnisse bald die Funktionsweise von Airbags verbessern. Die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen der anderen neun Cluster-Standorte sei hervorragend, so Weig, und auch die Finanzmittel brächten sie voran: „Die Arbeit ohne das zusätzliche Geld für Personal und Geräte wäre schwieriger und langwieriger.“ MAX HÄGLER