Jugend und Alkohol: Abgeordnete ganz nüchtern

Alle Fraktionen fordern konsequentes Verbot von Flatrate-Partys. Jugendlichen müsse klar gemacht werden, dass Saufen nicht cool ist.

Verkauf nur an erwachsene Flaschen Bild: AP

Das Ergebnis passt ohne Probleme auf einen Bierdeckel: Alle Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz im Abgeordnetenhaus finden, dass gegen den Alkoholmissbrauch von jungen Menschen mehr getan werden muss. "Wenn ich durch Berlin gehe, sehe ich immer noch viele Jugendliche, die mit Flaschen durch die Stadt ziehen. Und da ist bestimmt nicht immer Saft drin", sagte Heidi Kosche, Sprecherin für Gesundheit der Grünen, während der Sitzung am Montagmittag.

Im vergangenen Jahr haben zahlreiche Vorfälle stark betrunkener Jugendlicher Politik und Öffentlichkeit aufgewühlt. Der Tod eines 16-jährigen Zehlendorfer Gymnasiasten nach einem Saufgelage war der Auslöser für eine bundesweite Debatte gewesen, wie die Politik gegen "Flatrate"-Trinken und Komasaufen vorgehen könne.

Vorbeugende Maßnahmen in Schulen und Jugendinstitutionen und stärkere Kontrollen von Kneipen und Kiosken - das ist die Lösung laut den Abgeordneten des Gesundheitsausschusses. Nur die CDU-Fraktion ging in ihren Forderungen weiter. In ihrem Antrag drang sie auf eine Erhöhung des Abgabealters von Alkohol von 16 auf 18 Jahre. Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) solle diese Erhöhung mit einer Bundesratsinitiative voranbringen.

Im vergangenen Jahr noch hatten alle Parteien diese Erhöhung des Abgabealters von Alkohol gefordert. Nun wollen SPD und Linke nur noch prüfen lassen, inwieweit das Verbot des sogenannten Flatrate-Trinkens umgesetzt werden kann. Dabei zahlen Besucher von Kneipen oder Diskotheken einen (meist niedrigen) Preis für eine (theoretisch) unbegrenzte Menge von alkoholischen Getränken.

Zudem wollen beide Fraktionen begutachten lassen, inwieweit eine verstärkte Zusammenarbeit von Gewerbeaußendienst, Ordnungsamt, Jugendamt und Polizei effektiver zur Vermeidung von Alkoholmissbrauch genutzt werden kann. Die FDP-Fraktion sieht gerade dabei noch starke Defizite und fordert eine konsequentere Durchsetzung des Jugendschutzes durch die Bezirke.

"Das Verbot von Flatrate-Partys kann nur ein Pfeiler der Maßnahmen gegen den Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen sein", sagte Lompscher. Insgesamt müsse "der gesellschaftliche Umgang mit Alkohol ein anderer werden".

Die Diskussion im Ausschuss machte klar: Das Hauptproblem sind nicht unbedingt die Flatrate-Partys, sondern dass sich zahlreiche Jugendliche unter 16 Jahren harten Alkohol von älteren Freunden besorgen lassen. Nur zu kontrollieren sei schlichtweg nicht effektiv genug, so die Abgeordneten. "Wichtig ist, dass man den Jugendlichen deutlich macht, dass Alk nichts Cooles ist", bilanzierte die SPD-Sprecherin für den Bereich Jugend, Katrin Scheeres.

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