Schulhelfer, Tagesmütter, Geburtenrate: Alles wird gut!

Mehr Geburten, mehr Geld für Tagesmütter, die Finanzierung von Schulhelfern gesichert, und morgen beginnen auch noch die Ferien! Schlagartig häufen sich die guten Nachrichten - ob das an Weihnachten liegt?

Da kommt Freude auf! Bild: AP

SCHULHELFER KRIEGEN GELD

Eltern von SchülerInnen mit Behinderungen oder besonderem Unterstützungsbedarf können aufatmen: Die zunächst nur bis zum Jahresende gültigen Verträge für die SchulhelferInnen, die ihre Kinder in der Schule betreuen, werden bis zum Ende des laufenden Schuljahres im Juli 2009 verlängert. Dies habe die Senatsbildungsverwaltung inzwischen schriftlich mitgeteilt, sagte Urs Elssel, der Bereichsleiter Schulhelfer bei Tandem, am Donnerstag der taz. Tandem ist Berlins größter Träger zur Ausstattung von Schulen mit SchulhelferInnen.

SchulhelferInnen sind sonderpädagogisch ausgebildete Kräfte, die Kinder mit körperlichen Behinderungen oder besonderem Betreuungsbedarf an Förderzentren und Integrationsschulen im Schulalltag unterstützen. Sie helfen beim Toilettengang oder der Einnahme wichtiger Medikamente ebenso wie beim Lernen und der Teilnahme an Unterricht oder Schulprojekten. Für viele behinderte Kinder wäre der Schulbesuch ohne sie überhaupt nicht möglich. In der Stadt sind mehr als 500 SchulhelferInnen an Grund- und Oberschulen im Einsatz; sie betreuen insgesamt rund 900 Kinder.

Schon nach den Sommerferien hatte es erhebliche Proteste betroffener Eltern gegeben, da wegen der langsamen Bearbeitung der Anträge in der Verwaltung und teils erheblicher Kürzungen von Schulhelferstunden an zahlreichen Lehranstalten häufig monatelang keine Schulhelfer im Einsatz waren (die taz berichtete ausführlich). Nun befürchteten sie, aufgrund der befristeten Verträge nach den Weihnachtsferien erneut ohne HelferInnen für ihre Kinder zu sein.

Sie können beruhigt in die Ferien gehen: Die Senatsbildungsverwaltung habe in dieser Angelegenheit "kindorientiert und großzügig" gehandelt, lobt Urs Elsell ausdrücklich. Im nächsten Schuljahr solle zudem das Bewilligungsverfahren geändert "und damit unstrapaziöser" für Eltern werden.

TAGESMÜTTER ATMEN AUF

Für Tagesmütter und -väter gibt es kurz vor Weihnachten eine erleichternde Nachricht: Sie erhalten vom kommenden Jahr an vom Land einen Ausgleich für die steuerliche Mehrbelastung. Jugendsenator Jürgen Zöllner (SPD) kündigte am Donnerstag an, jährlich 8 Millionen Euro dafür zusätzlich aufzuwenden und das Vergütungssystem neu auszurichten. Der "Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern" als Interessenvertreter der Betroffenen begrüßte die Initiative im Grundsatz.

Von Jugendämtern bezahlte Tagesmütter und -väter müssen von Januar an ihre Einkünfte versteuern, wenn sie mehr als 355 Euro im Monat verdienen. Sie werden damit ihren privat bezahlten Kollegen gleichgestellt. Pro Kind, das Pflegeeltern ganztags betreuen, erhalten sie knapp 400 Euro monatlich vom Land. Dazu kämen noch etwa 200 Euro für Betriebskosten und Verpflegung. Die Kommunen übernehmen die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Beiträge.

"Wir haben eine leistungsgerechte Bezahlung beschlossen, die die finanziellen Mehrbelastungen grundsätzlich abfedert", erklärte Zöllner. Die Bezahlung orientiere sich an den Tarifen vergleichbarer Berufsgruppen. Tagesmütter und -väter hatten der Senatsverwaltung wiederholt vorgeworfen, das Problem zu verschleppen und Pflegeeltern die Perspektive zu rauben. Sie fürchteten, dass viele Betreuer ihre Tätigkeit aufgeben müssen, wenn die Mehrbelastungen nicht ausgeglichen werden: Durch die Neuregelung verlören sie 30 bis 50 Prozent ihres Einkommens, hieß es.

"Im Prinzip sind wir damit erst mal zufrieden", sagte Eveline Gerszonowicz, Sprecherin des Arbeitskreises. "Es klingt nach deutlich mehr." Im Moment sehe es danach aus, als ob die Belastungen ausgeglichen würden; abschließend wolle sie erst über das Angebot urteilen, wenn sie es genau nachgerechnet habe.

In Berlin werden etwa 4.500 Kinder von rund 1.300 Tagesmüttern und -vätern betreut. Insgesamt besuchen 36.000 Kinder unter drei Jahren Kitas oder Tageseltern, das sind etwa 40 Prozent aller Kinder und deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt.

SCHÜLER LERNEN GLOBAL

Berliner Schüler sollen künftig ihren Blick weit über den Tellerrand hinaus richten dürfen. Dafür hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Donnerstag eine Kooperation mit dem Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) vereinbart.

Der BER ist ein Zusammenschluss von 70 entwicklungspolitischen Initiativen, Vereinen und Gruppen - darunter mehrere Afrika-Gruppen, der Verein Burma Projekt oder die Hilfsorganisation Oxfam. Die Nichtregierungsorganisationen sollen künftig an Unterrichtsveranstaltungen und Projekttagen der Schulen beteiligt werden oder Nord-Süd-Partnerschaften herstellen und betreuen.

Mit der Vereinbarung werde nicht nur die Zusammenarbeit mit den Anbietern des Globalen Lernens geregelt, sagte der Bildungssenator. Vielmehr werde durch einen Katalog von Qualitätskriterien auch sichergestellt, dass nur seriöse und kompetente Anbieter den Schulen empfohlen werden. "Globales Lernen vermittelt exemplarisch, wie Entwicklungen in allen Teilen der Welt zusammenhängen", sagt die BER-Sprecherin Sylvia Werther. Schüler würden so zum Perspektivwechsel befähigt.

BERLINER STERBEN NICHT AUS

"Eine kleine Sensation" verkündete Christiane Siegmund am Donnerstag bei der Präsentation des Statistischen Jahrbuches in Potsdam: Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung gibt es in Berlin einen Geburtenüberschuss. Im vergangenen Jahr sind mehr Kinder zur Welt gekommen, als Menschen verstorben. Die Zahl der Geburten sei mit 31.174 größer gewesen als die der Todesfälle mit 30.980, sagte Siegmund vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Bisher sei das Geburtendefizit nahezu chronisch gewesen. Einen ähnlichen Saldo habe es zuvor nur im ehemaligen Ostteil der Stadt gegeben - Mitte der 1960er- und in den 1980er-Jahren. Weil zudem viele Menschen neu in die Hauptstadt zogen, stieg die Bevölkerungszahl im Jahr 2007 um rund 12.000 Personen auf 3.416.300.

Auch die Brandenburger bekommen wieder mehr Kinder. Exakt 18.589 Jungen und Mädchen wurden 2007 in Brandenburg geboren. Über die Hälfte (59,4 Prozent) stammt aus nichtehelichen Beziehungen, in der Hauptstadt sind es 47,3 Prozent. Geheiratet wird in Berlin, wenn überhaupt, immer später. Männer waren im Schnitt 31,8 Jahre alt, Frauen 31,5.

In Sachen Bildung ermittelten die Statistiker für das Schuljahr 2007/2008 für die 826 Berliner allgemeinbildenden Schulen beziehungsweise schulischen Einrichtungen insgesamt 328.380 Schüler. Darunter seien 51.686 Ausländer, was einem Anteil von rund 16 Prozent entspreche. Der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Herkunftssprache habe bei 28 Prozent gelegen. An den 31 Hochschulen Berlins seien zudem im Wintersemester 2008/2009 insgesamt 133.594 Studierende eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute dies einen leichten Rückgang von 0,7 Prozent. Die Frauenquote an den Hochschulen betrage 49 Prozent.

Das Statistische Jahrbuch bietet auf rund 500 Seiten einen Einblick in die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Berlin. Das Buch inklusive CD kann für 45 Euro bestellt werden.

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