Gemäldegalerie zieht nicht um: Alte Meister nicht reif für die Insel

Der neue Museenchef Eissenhauer lehnt Neubau für die Gemädlegalerie und den geplanten Umzug auf die Museumsinsel ab. Dafür soll die Neue Nationalgalerie am Kulturforum aufgewertet werden.

Die alter Meisterin war zumindest schon mal da: Die Modemacherin Vivian Westwood in der Gemäldegalrie Bild: AP

Die Alten Meister müssen nicht ihre Koffer packen. Michael Eissenhauer, neuer Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, hat den geplanten Umzug der Gemäldegalerie vom Kulturforum auf die Museumsinsel gestoppt. Ein Neubau auf dem Gelände der einstigen Friedrich-Engels-Kaserne - gegenüber dem Bodemuseum - sei für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) nicht finanzierbar. Zugleich besitze die Stiftung keine Mittel für den Umbau der bestehenden Galerie. Die Gemäldegalerie mit den rund 1.400 Werken Alter Meister, darunter Rembrandt, Rubens, Caravaggio und Dürer, habe am Kulturforum ihren Platz und soll dort bestehen bleiben, sagte Eissenhauer.

1998 war die große Gemäldesammlung von Dahlem und aus dem Bodemuseum in den 146 Millionen Euro teuren Neubau am Kulturforum gezogen. Schon darum sei es "niemandem verständlich zu machen, für 50 Millionen Euro eine neue Gemäldegalerie bauen zu wollen", betonte Eissenhauer. Zu rechtfertigen sei ebenso nicht, 20 Millionen Euro für eine Umgestaltung des Hauses am Kulturforum auszugeben. Das Prestigeprojekt seines Vorgängers Peter-Klaus Schuster, dessen Idee es war, die Bilder nach Mitte zu verfrachten, verfolge die Stiftung nicht mehr. Was aus dem jüngst frei geräumten Gelände hinter der Kaserne wird, ist offen.

Zusätzlich zu dem Erhalt des Standorts für die Alten Meister will Eissenhauer die Bedeutung und Rolle der Neuen Nationalgalerie aufwerten. Man benötige in Berlin, "wo die Moderne erfunden wurde, eine dauerhafte Galerie des 20. Jahrhunderts, und zwar in der Neuen Nationalgalerie, jener Architektur-Ikone des 20. Jahrhunderts", so der Museenchef. In Zukunft müsse dort die Sammlung der klassischen Gegenwartskünstler wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und weniger "etwas Herbeigeliehenes" gezeigt werden. Events à la MoMA wie im Jahr 2004 erteilte er eine Absage.

Während Eissenhauers Vorstoß bisherige Absichten der Preußenstiftung - darunter die des Präsidenten Hermann Parzinger - komplett revidiert, erhält sein Umzugsstop Unterstützung von Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der Berliner SPD-Fraktion. Es sei zu begrüßen und gut, dass Eissenhauer die Gemäldesammlung am Kulturforum belassen wolle. Das Schuster-Projekt sei zu kostspielig und hätte dem Standort an der Potsdamer Straße geschadet, sagte sie der taz.

Der Museenchef beklagte zudem das strukturelle Defizit von 1,5 Millionen Euro der Stiftung. Diese habe seit zehn Jahren keine Etaterhöhung erhalten und darum 2009 alle Ausgaben gestoppt. Für das künftige Humboldt-Forum in Mitte brauche man einen eigenen Etat.

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