Kommentar zur Homophobie unter Migranten: Aufklärung auch für Fußballer

Viele junge Muslime mit äußern sich lesben- und schwulenfeindlich - doch sie dürfen nicht zum Sündenbock einer verfehlten Aufklärungspolitik gemacht werden.

Eine Studie hat vor anderthalb Jahren nachgewiesen, dass homophobe Einstellungen bei Jungen türkischer Herkunft stärker ausgeprägt sind als bei ihren deutschen Altersgenossen. Seitdem dreht sich die Gleichstellungsdebatte in der Stadt um die Frage, was gegen den Lesben- und Schwulenhass von Migranten zu tun ist. Mit ihrer Initiative gegen Diskriminierung und Homophobie setzen SPD und Linke jetzt einen Kontrapunkt in der Diskussion: Migranten kommen in dem an sich sehr ausführlichen Antrag nur am Rande vor. Das ist genau das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt.

Klaus Lederer, Landeschef der Linken, hat recht, wenn er sagt, Migranten dürften nicht zum Sündenbock gemacht werden. Natürlich soll man das Problem nicht kleinreden: Ja, gerade gläubige junge Muslime mit einem traditionellen Männlichkeitsbild äußern sich eher lesben- und schwulenfeindlich. 80 Prozent der türkischstämmigen Schüler sagten in der Studie, sie fänden es eklig, wenn zwei Männer sich küssten. Doch auch 50 Prozent ihrer Altersgenossen deutscher Herkunft waren derselben Ansicht - in absoluten Zahlen sind das deutlich mehr.

Genau deshalb muss eben nicht nur an den Schulen in Neukölln und Wedding Aufklärung geleistet werden, sondern in ganz Berlin. Homophobie gibt es in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Bei rechten Jugendlichen. Bei streng gläubigen Katholiken. Bei Fußballspielern. Aus gutem Grund hat sich bis heute kein Bundesligaprofi geoutet. Bekennende Schwule und Lesben mit Migrationshintergrund hingegen gibt es viele.

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