Gesundheit: Baden mit Schaden

Im Sommer springen die Berliner nicht nur in Seen, sondern auch in die Spree. Das aber ist verboten und gefährlich. Nur, wer kontrolliert das Verbot?

Im Badeschiff auf der Spree ist man sicher Bild: REUTERS

Es ist Sommer. Es ist heiß. So heiß, dass vor der Bar 25 in Friedrichshain die ersten Technojünger in die Spree springen. Gegenüber, vor dem Ver.di-Hauptquartier, tun es ihnen Punker und Hunde nach. No risk, no fun. Was für eine Freude es macht, bei 30 Grad ins kühle Nass zu springen, ahnt man. Aber wie riskant ist es?

Erste Anfrage: Marie Luise Dittmar, Sprecherin von Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher, ist wie immer etwas in Eile. Also verweist sie auf das "Lageso". Das sei für die Badestellen in Berlin zuständig und auch für die Wasserqualität. Auch eine Telefonnummer beim "Landesamt für Gesundheit und Soziales" hat sie. Immerhin, eine Spur.

Zweite Anfrage: Silvia Kostner vom Lageso ist nicht in Eile, sondern auskunftsfreudig. 41 Badestellen gibt es in Berlin. Von denen können 39 mit einer hervorragenden und zwei mit einer guten Wasserqualität aufwarten. Die Qualität wird regelmäßig überprüft. Ein Badeverbot, sagt Frau Kostner, gibt es nur bei einem hohen Anteil an Kolibakterien. So wie letztes Jahr im Sommer, als nach Starkregenfällen die Badestellen an der Unterhavel gesperrt wurden. Aber die Spree? Da muss Frau Kostner passen. Schließlich liegt keine der 41 Badestellen an der Spree.

Nun kommt der Gesundheitsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg ins Spiel. Knut Mildner-Spindler hat ein Ohr für ausgefallene Probleme. Aber diese Fragen sind ihm neu: Gibt es in der Spree ein Badeverbot? Wer kontrolliert es? Was passiert denen, die es missachten? Nach Konsultationen mit dem Amtsarzt ist keine der Fragen beantwortet. Sicher ist nur: Weil es keine Badestelle an der Spree gibt, herrscht an der Spree Badeverbot. Wie schlecht die Wasserqualität ist, weiß auch das Gesundheitsamt nicht. Schließlich wird das Wasser nur an den Badestellen kontrolliert, verrät Herr Mildner-Spindler.

Vierte Anfrage: Polizeipressestelle. "Wer das Badeverbot kontrolliert?", wiederholt der Diensthabende. Vielleicht die Beamten auf ihrer normalen Streifentätigkeit, überlegt er. Aber die werden dafür doch nicht ihre Dienstkleidung abstreifen, entfährt es dem Reporter. Natürlich die Wasserschutzpolizei!, korrigiert der Diensthabende. Genau weiß auch er es nicht. Er fragt nach, verspricht er.

Inzwischen die Fakten aus dem Netz gezogen: Um die Spree ist es schlecht bestellt. Bei starkem Regen geht der Hundekot ungefiltert ins Wasser, die Selbstreinigungskräfte sind wegen der geringen Fließgeschwindigkeit begrenzt. Wie viel Hundekot die Schwarzbader schlucken, weiß auch Kollege Google nicht. Aber immerhin das: Auch das Baden in andern Gewässern ist gefährlich. Im Schlachtensee sollen die Welse sogar an den Badehosen knabbern. Das tut weh!

Endlich, kurz vor Redaktionsschluss, die Polizeipressestelle: Ja, wir kontrollieren das Badeverbot, bestätigt der Diensthabende. Wer es missachtet, und das seien nicht wenige, zahlt 25 Euro - und vielleicht sogar mit dem Leben. Baden in der Spree ist sehr gefährlich, sagt der Diensthabende - wegen des Schiffsverkehrs.

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