Museumsbau: Bauherr mit Liebe zur Kunst gesucht

Am Humboldthafen wird ein neues Kunstmuseum entstehen. Bauen soll es ein Privatinvestor - als Ausgleich bekommt er ein Grundstück vom Land geschenkt. Kritiker befürchten einen schlechten Deal für Berlin.

"Solventer Investor mit Draht zur Kunstszene gesucht." Mit einem Gesuch dieser Art wirbt Berlin um einen Bauherrn für ein Kunstmuseum am Humboldthafen. Der landeseigene Liegenschaftsfonds, dem das 23.000 Quadratmeter große Areal am Humboldthafen nahe dem Hauptbahnhof gehört, arbeitet derzeit am Text einer entsprechenden Ausschreibung, die Ende Juni im europäischen Amtsblatt erscheinen soll. Gesucht wird ein Investor, der auf eigene Kosten ein Haus für eine einzelne private Kunstsammlung baut. Im Gegenzug bekommt er etwas Land zur Bebauung dazu.

"Die kulturelle Nutzung soll im Mittelpunkt stehen", versichert Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds. 10.000 Quadratmeter Fläche und 20 Jahre Mietlaufzeit seien für das Museum vorgesehen, eine etwas kleinere Fläche als die des Hamburger Bahnhofs. Rund 7.000 Quadratmeter nördlich des Bahnviadukts dürfe der Käufer mit "Mischnutzung" bebauen, das Verhältnis von Wohnungen, Büros und Gastronomie regelt ein Bebauungsplan der Stadtentwicklungsverwaltung.

Der Grundstücksdeal in einer bei Immobilien- und Kunsthändlern gleichermaßen begehrten Gegend dürfte viele Interessenten finden. Thorsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, bestätigt: "Kunstsammler aus aller Welt stehen derzeit Schlange, um sich hier präsentieren zu dürfen." Die Stadt der Künstler ist zunehmend auch bei Kunsthändlern beliebt. Sammler wie Heiner Bastian, Exkurator im Hamburger Bahnhof, und der Werbemillionär Christian Boros haben sich eigene Kunsthäuser in bester Lage bauen lassen.

Besonders froh über eine Immobilienschenkung im Entwicklungsgebiet am Hauptbahnhof wäre wohl Nicolas Berggruen, Sohn des verstorbenen Sammlers Heinz Berggruen, im Immobiliengeschäft tätig und Sammler zeitgenössischer Kunst. Am Humboldthafen könnte er von einer wechselseitigen Wertsteigerung von Kunst und Immobilien profitieren. Die Gegend hinter dem Hamburger Bahnhof wird derzeit zum "Kunstcampus" entwickelt, nördlich des Humboldthafens ist ein großflächiges Wohnquartier geplant.

Kunstkenner halten es für sicher, dass Berggruen den Zuschlag für das neue Museum bekommt. Die Kulturverwaltung kommentiert derlei Spekulationen nicht, Sprecher Wöhlert stellt aber klar: "Das Projekt am Humboldthafen hat mit der geplanten staatlichen Kunsthalle nichts zu tun." Für die werde weiterhin ein Standort gesucht.

Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, bezweifelt dies. Die lautstarke Fürsprecherin einer Kunsthalle im Kreuzberger Blumengroßmarkt befürchtet, dass der oberste Kulturchef Klaus Wowereit (SPD) das Projekt "Kunsthalle" mit dem neuen Privathaus für erledigt hält. "Dann hätte Berlin wieder etwas, was es nicht braucht", sagt Ströver: "eine Verlängerung des sammlerdominierten Hamburger Bahnhofs mit anderen Mitteln."

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