BVG-Streik: Bei der BVG rumpelts wieder

Nach knapp zwei Wochen Ausstand läuft der Nahverkehr fast wieder normal. Doch Werkstätten und Verwaltung werden weiter bestreikt - damit steigt auch die Zahl der Ausfälle bei Bussen und Bahnen.

Am Montagmorgen haben die BVGler nach knapp zweiwöchigem Streik den Fahrbetrieb wieder aufgenommen Bild: DPA

Die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen werden voraussichtlich auch über die Osterfeiertage fahren. Davon gingen am Montag die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und Vertreter der Gewerkschaft Ver.di aus. Die endgültige Entscheidung wird morgen von der großen Tarifkommission der Gewerkschaft getroffen. Nach knapp zwei Wochen Streik lief der Verkehr seit Montagvormittag wieder weitgehend normal. Auf den meisten Linien wurde nach Ferienfahrplan gefahren. Ver.di hatte den Streik für die Fahrer unterbrochen, obwohl es im Tarifstreit kaum Annäherung gibt.

Busse und Bahnen rollen wieder in Berlin. Am Montagmorgen haben die BVGler nach knapp zweiwöchigem Streik den Fahrbetrieb wieder aufgenommen. Leitstellen, Verwaltungen und Werkstätten blieben jedoch weiterhin dicht.

Die geänderte Streiktaktik der Gewerkschaft Ver.di trifft die BVG nach Unternehmensangaben zunächst nicht im Geldbeutel. "Erst einmal entstehen keine aktiven Kosten, wenn man die Fahrzeuge auf Verschleiß fährt", sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak der taz.

Gerade der Verschleiß ist es allerdings, der dem Unternehmen wehtut. Da Fahrzeuge nach und nach ausfallen und nicht repariert werden, wird die BVG den Betrieb bald wieder einschränken müssen. "Da hat die Gewerkschaft eine Schwachstelle getroffen", gibt Wazlak zu. "Wir laufen sehenden Auges in eine Situation rein, in der wir früher oder später ausbluten." Wann das der Fall sein werde, könne er aber nicht absehen.

Bisher sei man bei der BVG "angenehm überrascht" über die weitgehend reibungslos verlaufene Wiederaufnahme des Nahverkehrs. Gegen Mittag seien U- und Straßenbahnen ohne nennenswerte Behinderungen gefahren und 90 Prozent der Busse unterwegs gewesen. Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann bezweifelte gegenüber der taz diese Angaben: "Gehen Sie davon aus, dass die Zahl der Ausfälle wesentlich höher ist." Wazlak vermutete, dass es zuerst bei den Straßenbahnen zu massiven Ausfällen kommen werde. Deren Bremsen werden mit einem speziellen Sand gefüllt, der für den nötigen Griff beim Bremsvorgang sorgt. Ist der Sand einmal aufgebraucht, darf die Tram nicht mehr auf die Schiene.

Die Werkstätten seien zwar generell zugänglich und würden nicht von der Belegschaft blockiert, sagte Wazlak. Es fehle aber an Personal, das Reparaturen durchführen könne. "Wir versuchen, da, wos möglich ist, unsere Fahrzeuge von Fremdfirmen warten zu lassen." Das betreffe in erster Linie Busse, die weniger Spezialkenntnisse als die Schienenfahrzeuge erforderten. Doch selbst dafür fehlten die Kapazitäten: "Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein."

Mit Ver.di vereinbarte Werkstatt-Notdienste stünden bereit, um liegen gebliebene Fahrzeuge abzuschleppen. Ver.di-Verhandlungsführer Frank Bäsler betonte, dass trotz des Ausstandes alles dafür getan werde, die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten.

Der Kurswechsel birgt auch neues Konfliktpotenzial. Ein Bus- oder Bahnfahrer, der zur Arbeit erscheine, aber wegen Verschleißausfällen kein Fahrzeug vorfinde, werde von der BVG wegen "äußerer Zwänge" auch nicht bezahlt, so Wazlak. Bisher sei das aber noch nicht vorgekommen. Splanemann hielt dem entgegen, diese Position sei "rechtlich nicht haltbar: Wenn die Fahrer sich zur Verfügung stellen, muss die BVG sie bezahlen."

Einer klammen Finanzlage sei die neue Taktik übrigens nicht geschuldet, sagte Splanemann. Ver.di verfüge über ausreichend Ressourcen. "Für die Streikkasse ist der Arbeitskampf in Berlin unbedeutend", sagte er. Die neue Streikform, die den Fahrgästen entgegenkommt, wäre von den BVG-Mitarbeitern zu Streikbeginn nicht akzeptiert worden. "Die Bereitschaft zum Ausstand in den Betrieben war so hoch, die waren kaum zu bremsen."

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