Kommentar: Berlin braucht keine Autos

Der Feinstaub-Wert hat wieder die Grenze überschritten. Zeit für unkonventionelle Maßnahmen.

Zwei Jahre lang war statistisch alles in Butter. Die 13 Kästen, die die Feinstaubbelastung in Berlin messen, hielten sich von der kritischen 35-Tage-Marke fern. Die Berliner atmeten auf ihren Straßen nicht mehr der Partikel ein als die Europäische Union erlaubt.

Und dann macht die Station DEBE065 die ganzen Erfolge kaputt - und das auch noch kurz vor Jahresende. Die bunt besprayte Feinstaub-Messstation in der Frankfurter Allee hat am Samstag mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Feinstaub gemessen. Damit war die pro Tag erlaubte Menge überschritten, zum 36. Mal. Und es wird in den nächsten Wochen wohl noch der ein oder andere Tag dazu kommen.

Natürlich kann die Autofahrer-Lobby jetzt mit Niederschlägen, Windrichtungen und Wetterlagen argumentieren. Das hat auch alles Einfluss auf den Messwert. Der Kern des Problems bewegt sich aber motorisiert auf Rädern fort und will von Luftverschmutzung nichts hören.

Daher muss die Politik ran - auch mit unpopulären Entscheidungen. Über die zweite Stufe der Umweltzone hinaus braucht Berlin Maßnahmen, die Feinstaub reduzieren. Eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs wäre gut. Ein sicheres, gut befahrbares Radspurensystem und kostenlose Leihräder wären sehr gut. Und aus der gestern beschlossenen Bremse für die A100 muss ein klares Nein zum Ausbau werden.

Am besten wäre aber eine autofreie Innenstadt. Zum Beispiel innerhalb des S-Bahn-Rings. Das würde nicht nur den Feinstaub reduzieren, sondern auch gleich alle anderen Abgase, Lärm und Verkehrsunfälle. Und das wäre doch deutlich mehr als ein netter Nebeneffekt.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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