Flughafen-Besetzung: Trainieren für den Ernstfall

Potenzielle Besetzer des Flughafens in Berlin-Tempelhof üben in einem Parcours das Zaun-Überwinden.

Voll war Tempelhof zuletzt beim Jubiläum der Luftbrücke. Bild: AP, Gero Breloer

Das T-Shirt zur Aktion gibt es schon. Auch wenn genaue Orte und Uhrzeiten der geplanten Besetzung des ehemaligen Flughafen Tempelhof am kommenden Samstag noch geheim gehalten werden - am Sonntagnachmittag waren bereits mehrere Personen in dem schwarzen T-Shirt mit knallgrünem Aufdruck im Görlitzer Park zu sehen. Das Motiv: vier Bilder, die verschiedene Möglichkeiten, einen Zaun zu überwinden und Gelände zu bearbeiten, darstellen und der Schriftzug "Have you ever squatted an airport?".

"Zaunüberwindungsstrategien" nennen die Aktivisten diese Möglichkeiten, und genau das wird im Park geprobt. Auch wenn das keiner der Beteiligten so explizit ausdrücken will. "Wir wollen hier vor allem trainieren, den eigenen Körper einzusetzen", erklärt eine Aktivistin. Es sei aber nicht auszuschließen, dass einige der rund drei Dutzend Teilnehmer Anregungen mitnehmen würden, um diese bei der Besetzung zu nutzen.

Mit der Besetzung wollen die Aktivisten gegen "Gentrifizierung und Vertreibung aus Stadtteilen" protestieren, so formuliert es einer der Teilnehmer am Aktionstraining. Zwar will er nicht sagen, dass er selbst plant, auf die Freifläche zu gelangen - er sei aber zuversichtlich, dass es tatsächlich zu einer Besetzung kommt. "Das Ganze ist durchaus langfristig angelegt, es können interkulturelle Gärten, Spielflächen und Freilichttheater entstehen." Dass der Zaun, wenn er erst einmal überwunden ist, geöffnet bleibt, stellen die Aktivisten nicht offen in Frage.

Für das Training ist im Park ein Parcours aus sechs Stationen vorbereitet. Eine besteht nur aus dem vier Meter hohen Zaun eines Sportplatzes. Drei Aktivisten rennen auf den Zaun zu - und sind in wenigen Sekunden oben. Komplizierter ist die Aufgabe, die die Teilnehmer an einer Brücke zu erledigen haben: Sie winden sich unter dem Geländer hindurch, klettern über einen Sockel auf eine Mauer und seilen sich dann mit Hilfe eines Taues auf eine am Boden liegende Turnmatte ab. All das nur wenige Handbreit vom Abgrund entfernt, der sie in den Landwehrkanal stürzen lassen würde. Zurück geht es mit gegenseitiger Hilfe und einer Methode, die bereits an einer anderen Station geübt wurde: die Räuberleiter.

Ein älterer Mann, der die Aktivisten mit ihrem alternativen Erscheinungsbild beim Klettern beobachtet, regt sich auf. "Euch sollte man alle in die Klapsmühle stehen", schimpft er, kann sich auch noch, lange nachdem er die Gruppe passiert hat, nicht beruhigen. Handgreiflich wird er allerdings nicht - da könnte es am Samstag schlimmer kommen. Denn auch die Polizei ist auf den Tag vorbereitet. Die Aktivisten wollen aber nach eigener Aussage versuchen, einen Konflikt zu vermeiden. Ziel seien schließlich nicht die Beamten, sondern das Gelände.

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