Kommentar Regionalzüge: Brandenburg als Vorbild für Berlin

Das Land Brandenburg will Konkurrenz im Regionalverkehr, Berlin bindet sich an die S-Bahn.

Gut Ding hatte Weile. Auch wenn Brandenburg nun ein Drittel des Regionalverkehrs an die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) gibt: Privatisierungswillig war man in Potsdam nicht immer. Noch 2002 vergab Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) fast die gesamten Verkehrsleistungen ohne Ausschreibung an die DB Regio. Offenbar musste man erst den Schaden in Kauf nehmen, um daraus zu lernen.

Was Mayer für Brandenburg war, ist Klaus Wowereit für Berlin - nicht nur wegen seines Schmusegipfels mit dem neuen Bahn-Chef. 2003 sicherte der Regierende mit der Unterzeichnung des S-Bahn-Vertrags der Bahntochter ein Monopol bis 2018 - das sind sogar fünf Jahre mehr als Mayers Staatskapitalismus.

Dabei zeigt die Erfahrung: Mehr Wettbewerb auf der Schiene ist nicht nur günstig für das Land, es nutzt auch dem Kunden. Auch bei der S-Bahn wäre eine Strecke, betrieben von einem privaten Anbieter, ein Zeichen, dass sich die Bahntochter nicht alles leisten kann. So aber wurden nötige Wartungsarbeiten unterlassen - und die Drohungen der Verkehrssenatorin, vorzeitig aus dem S-Bahn-Vertrag auszusteigen, bleiben Getöse.

Bleibt die Frage der Löhne. Es ist richtig, wenn sich die Bahngewerkschaften nun für Tariftreue bei der Odeg einsetzen und einen Branchentarifvertrag fordern. Aber auch da gilt: Früher wäre besser gewesen. Allzu lang haben die Gewerkschaften versucht, sich die Konkurrenz vom Halse zu halten - und gleichzeitig den Börsengang des eigenen Unternehmens unterstützt.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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