Bibliotheken verstaubt: Da ist der Bücherwurm drin

Jedes Jahr nutzen mehr Menschen die Stadtbibliotheken. Doch deren Budget entspricht dem nicht. Die Folge: Überholte und verschlissene Bücher werden nicht ersetzt, Personal sogar noch abgebaut.

Jede Menge Bücher Bild: ap

Die Berliner sind Bibliothekenfans. Mehr als 18 Millionen Medien, neben Büchern auch CDs und DVDs, haben sie 2007 ausgeliehen. Das geht aus dem noch unveröffentlichten Jahresbericht der Berliner Bibliotheken für das Jahr 2007 hervor. Die Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Doch gleichzeitig klagen die Bibliotheken über niedrige Etats - sie waren gezwungen, Personal zu sparen, Standorte zu schließen und die Öffnungszeiten zu verkürzen.

"Das war bereits 2006 der Trend, und er hält weiter an", sagt Christiane Birent von der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten, die für den Jahresreport zuständig ist. Berlin sei von bundesweiten Leistungs- und Ausstattungsstandards immer noch weit entfernt, so Birent.

Als grober Richtwert gelten 1,50 Euro pro Einwohner und Jahr - so viel sollte den Bibliotheken laut einer landesweiten Richtlinie aus dem Jahr 2004 zur Verfügung stehen für den Kauf neuer Medien. "Diesen Wert erreicht so gut wie keine öffentliche Stadtbibliothek", erklärt Stefan Rogge, Fachbereichsleiter beim Bibliotheksamt in Mitte. Die Folge: zahlreiche Bestände, vor allem im beliebten Bereich Fortbildung und Reise, könnten nur noch zu einem geringen Teil aktualisiert werden. Reiseführer sind dann schon mal zehn Jahre alt.

Ein Bezirk, in dem sich die Einsparungen besonders bemerkbar machen, ist Pankow. Als Folge des Personalabbaus mussten 2007 zwei der insgesamt zehn Pankower Bibliotheken schließen. "Wir haben im letzten Jahr fast elf Stellen eingebüßt", berichtet Volker Hackmann, der im Bezirk den Fachbereich Stadtbibliothek leitet. "Nun kämpfen wir mit erheblicher Arbeitsverdichtung", klagt Hackmann. Angebote wie die Leseförderung junger Menschen könnten mehr aufrechterhalten werden. Umso bemerkenswerter sei es, dass die Zahl der Ausleihen konstant bleibt. "Die Freude am Lesen ist ungebrochen", meint Hackmann. Auf der Seite des Personals wächst allerdings der Unmut. Am Donnerstag streikten viele Berliner Bibliotheksangestellte für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld.

Was die Ausstattung und Leistungskraft der Bibliotheken angeht, herrschen zum Teil große Unterschiede zwischen den Bezirken. In Mitte zeigt man sich zufrieden und sorgt sich eher um die Konkurrenz aus dem Internet: "Musik, Film, Bücher - das kann man alles online nutzen. Und das wird sich früher oder später auf die Entleihungen auswirken", meint Stefan Rogge. Im Moment läuft der Verleih von CDs und DVDs noch genauso gut wie der von Büchern: "Die verschiedenen Medien stechen einander nicht aus und werden gleichberechtigt genutzt."

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