Der Tourismus boomt: Dänen fliegen auf Berlin

Berlin gilt weiter als angesagte Kulturmetropole und zieht die Touristen in Scharen an. Für dieses Jahr hoffen Hoteliers und Wirte angesichts der Krise darauf, dass zumindest nicht weniger Gäste kommen.

Der Blick dahinter: Junge Touristen versuchen, durch die Schlitze der Mauer zu schauen. Bild: AP

Im Jahr 2008 kamen 7,9 Millionen Gäste nach Berlin, das sind gut 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ergibt sich aus den Zahlen, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Montag veröffentlichte. Der Tourismus ist damit weiterhin eine der wichtigen Wachstumsbranchen der Stadt. Allerdings sind auch hier bereits die ersten Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren, vor allem im Kongressgeschäft.

Die Berlinbesucher blieben durchschnittlich 2,2 Tage in der Stadt. 5,5 Millionen der 7,9 Millionen Gäste kamen aus Deutschland, der Rest aus dem Ausland. "Berlin wird als Kulturmetropole wahrgenommen", sagt Christian Tänzler, Sprecher von Berlin Tourismus Marketing. Und er definiert den Kulturbegriff dabei weit: "Dazu gehören sowohl klassische Museen und Opern, aber auch die Clubs, die Musikkultur oder die Szenekultur, die viele junge Leute nach hier ziehen."

Auffällig ist, dass aus Dänemark im vergangenen Jahr 164.000 Besucher kamen, das sind gut 13 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Aus Großbritannien kamen dagegen gut 4 Prozent weniger Gäste. Der Trend verstärkte sich noch zum Jahresende: Im Dezember 2008 kamen 15 Prozent weniger Briten als im Dezember 2007. Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, sieht darin die ersten Auswirkungen der Wirtschaftskrise: "Einmal leiden die Briten bereits unter den ersten Anzeichen der Krise. Außerdem ist der Wechselkurs des Pfundes eingebrochen, der Urlaub in der Eurozone wird dadurch deutlich teurer und entsprechend unattraktiver."

Für dieses Jahr hofft Lengfelder aber trotzdem darauf, dass die Zahl der Touristen möglichst stabil bleibt - vor allem dank der vielen Gedenk- und anderen Veranstaltungen (siehe Text unten). Die Krise könnte dagegen die Tagungshotels treffen. Lengfelder: "Wir merken jetzt schon, dass Unternehmen Kongresse stornieren oder deutlich verkleinern."

Die Wirtschaftskrise wird dabei die Attraktivität der Billigflüge verstärken, prognostiziert Stefan Gössling, der an der schwedischen Universität Lund und an der Fachhochschule Eberswalde zum Thema nachhaltiger Tourismus forscht. "Mit den sinkenden Kerosinpreisen können die Billigflieger einen entscheidenden Kostenfaktor drücken und so ihre Passagierzahlen steigern." Außerdem fehlt das Geld für lange Fernreisen - auch davon profitieren die Billigflieger.

Und Berlin. Denn die Stadt ist nach Angaben von Berlin Tourismus Marketing inzwischen das zweitgrößte Billigflugdrehkreuz Europas. Gössling: "Kaum eine Tourismusform hat so eine schlechte Klimabilanz" - denn das eingesetzte Geld wird zu einem vergleichsweise hohen Anteil in Kerosin umgesetzt und direkt in der Atmosphäre in Klimakillerabgase verwandelt.

Für die Berliner Wirtschaft ist das Tourismusgeschäft dagegen besonders gut. Gössling: "Das Geld, das die Touristen in den Hotels, Restaurants und Museen ausgeben, fließt zu einem großen Teil als Lohn an die Mitarbeiter. Und die geben das Geld wieder in Berlin aus - es bleibt also in der Stadt."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.