Kunst auf dem Schlossplatz: Die Kunsthalle ist im Kasten

Auf dem Schlossplatz entsteht das Projekt "White Cube". Damit entscheidet sich der Senat für den schlichten Kubus und gegen die irre "Wolke". Im Frühjahr 2008 eröffnet das Forum für junge Kunst.

White Cube in Farbe: Entwurf für die Kunsthalle auf dem Berliner Schlossplatz Bild: dpa

Phantomschmerzen nennt man das, was Klaus Wowereit am Dienstag nach der Senatssitzung zeigte. Statt das Projekt "White Cube Berlin" zu feiern, das gerade von der Landesregierung den Zuschlag zur Errichtung einer temporären Kunsthalle auf dem Schlossplatz erhalten hatte, trauerte der Regierende Bürgermeister erst mal seinem geliebten Favoriten "Wolke" nach. Der 8,7-Millionen-Euro-Entwurf der Architektengruppe Graft "war ambitioniert", "überzeugend", "kunstvoll" komponiert, aber "leider" ohne finanzielle Absicherung gewesen. Schade sei das, jedoch nicht zu ändern, so Kunstfreund Wowereit. Den beiden Gewinnerinnen des privat initiierten Projekts, die White-Cube-Kuratorinnen Coco Kühn und Constanze Kleiner, blieb da ein wenig die Spucke weg.

Wowereit wäre nicht Wowereit, hätte er die Situation nicht doch hingekriegt und die Damen versöhnt. Ganz weltmännisch erinnerte er, dass Berlin gerade zum "Mekka" der modernen internationalen Kunstszene avanciert. Dieser werde nun mit dem Kunstkubus "eine Plattform" für ihre Arbeiten geboten. Die "sehr gute" Entscheidung für White Cube bedeute einen "Schub für die Kunst und Kultur in der Stadt", so Wowereit. Er sei "glücklich". Man/frau war danach wieder happy, die harte Konkurrenz der drei Konzepte - "White Cube", "Wolke" und "Volkskammersaal" - seit der Bewerbung im August vergessen.

Der "Schub" kommt ab Frühjahr 2008, er dauert bis zum Baubeginn des Humboldtforums 2010. Die Kunsthalle auf dem Schlossplatz erhält - leicht verändert gegenüber dem ersten Entwurf - die Gestalt eines eingeschossigen rechteckigen Pavillons. Nach Plänen des Wiener Architekten Adolf Krischanitz ist vorgesehen, diesen aus Holz, Metall und Gewebeplanen für die Fassade zu errichten. Nach Angaben von Coco Kühn sollen in dem Kunstcontainer auf "600 Quadratmeter Ausstellungsfläche jährlich vier Präsentationen der jungen internationalen und Berliner Kunstszene gezeigt werden". Zudem diene die textile Fassade der "künstlerischen Außenbespielung", etwa in Form von Videoprojektionen. Kühn und Kleiner hoffen, den Kunst-Kubus im Frühjahr parallel zur Berlin-Biennale eröffnen zu können.

Klaus Wowereit begründete die White-Cube-Entscheidung damit, dass die Kosten von einer Million Euro für den temporären Bau und 500.000 Euro für den Betrieb "tragfähig" seien. Die Stiftung Zukunft Berlin, die das private Kunsthallenprojekt fördert, habe die Finanzierung nachweisen können. Dem Land entstünden keine Kosten.

Außerdem hätte Kühn - die schon bei der Zwischennutzung des Palasts der Republik von sich reden machte - "ein überzeugendes künstlerisch-kuratorisches Konzept" vorgelegt. Und schließlich, so der Regierende, sei die Architektur "baufachlich kein Problem". Der Bau werde jetzt auf der "Schlossfreiheit" errichtet und tangiere die Abrissarbeiten am Palast gar nicht.

Wowereit nahm den Realisierungsbeschluss der temporären Ausstellungshalle zum Anlass, auf die Planung der dauerhaften städtischen Kunsthalle für zeitgenössische Kunst hinzuweisen. Alle drei Kunsthallen-Bewerber, die den Schlossplatz - als Zwischenlösung bis zum Schlossaufbau - kreativ beleben wollten, hätten die Notwendigkeit eines Ortes für zeitgenössische Kunst in Berlin vor Augen geführt.

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