Pro: Die Umbenennung wäre ein Signal

Das unrühmliche Treitschke-Zitat "Die Juden sind unser Unglück" gehört ebenso auf die Gedenkstele wie der Hinweis, dass die Nazis es Jahrzehnte später für ihre Propaganda genutzt haben. Fehlt dieser Mut, hilft nur noch eins: die Umbenennung.

Straßennamen dienen der Orientierung. Sie helfen, sich zurechtzufinden - räumlich und in der nicht unproblematischen Geschichte der Stadt. Umso mehr ist es zu begrüßen, wenn ein Straßenname in Steglitz-Zehlendorf eine Diskussion über den Umgang mit unserer Vergangenheit auslöst. Das Ergebnis dieser Debatte um die Treitschkestraße allerdings ist mau.

Nun kann es nicht bloß darum gehen, problematische Namen vom Stadtplan zu streichen. Die Idee, einen Platz an der Treitschkestraße nach einem seiner Widersacher und Opfer zu benennen, hat durchaus ihren Reiz. Straßenecken können der spannungsgeladenen Geschichte Berlins gerecht werden - wie etwa die Kreuzung Axel-Springer-/ Rudi-Dutschke-Straße zeigt.

Das aber funktioniert nur, wenn man diese Spannung auch aushält. Und ihre Probleme nicht verschweigt. Dann aber gehört nicht nur das unrühmliche Treitschke-Zitat "Die Juden sind unser Unglück" auf die Gedenkstele, sonder auch der Hinweis, dass die Nazis es später für ihre Propaganda genutzt haben.

Fehlt dieser Mut, hilft nur noch eins: die Umbenennung der Treitschkestraße - als klares Signal für den Umgang mit der deutschen Geschichte. Der jetzt vorgestellte Stelentext jedoch ist ein unakzeptabler Kompromiss.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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