Verkehrsprognose für Berlin-Brandenburg: Die Zukunft gehört den Radlern

Bis 2025 geht der Autoverkehr in Berlin-Brandenburg drastisch zurück, die Zahl der Radfahrer nimmt zu. Die Verkehrssenatorin will trotzdem Autobahn bauen.

Radfahrern gehört nach einer Verkehrsprognose die Zukunft. Die Zahl der Autofahrer in Berlin und Brandenburg hingegen soll bis 2025 drastisch zurückgehen. Bild: AP

Die Stadt wird ruhiger, die Luft wird sauberer, die Straßen werden sicherer - wenn sich die am Mittwoch vorgestellte Verkehrsprognose tatsächlich erfüllt. Bis 2025 wird demnach der Autoverkehr in Berlin und Brandenburg um 17 Prozent zurückgehen. Die Zahl der Radfahrer wird hingegen um satte 20 Prozent steigen. Der öffentliche Personennahverkehr werde an Bedeutung gewinnen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bei der Vorstellung der Prognose. "Damit setzt sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fort." Am viel kritisierten Ausbau der Autobahn 100 will die Senatorin gleichwohl festhalten, künftige Einzelprojekte aber an der Prognose ausrichten.

Erstmals hatten die Länder Berlin und Brandenburg eine gemeinsame Prognose erstellt, um ihrer zunehmenden Verflechtung Rechnung zu tragen. Neu war es auch, den Radverkehr in den Fokus zu nehmen sowie Auto- und Lastverkehr getrennt zu betrachten. Basis für die Experten im Senat waren auch Daten zu Bevölkerung und Arbeitsmarkt.

Für Berlin wird erwartet, dass das Verkehrsaufkommen insgesamt bis 2025 um 4 Prozent zurückgeht; im ländlichen Brandenburg soll der Personenverkehr um 10 Prozent schrumpfen, vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung - die Menschen werden immer älter und meiden oder verkürzen Verkehrswege. "Dafür nehmen die Weglängen im Radverkehr zu, wohl weil sich die Technik verbessert und die Kosten für den Autoverkehr ansteigen werden", sagte der zuständige Mitarbeiter in der Berliner Verkehrsverwaltung, Horst Wohlfarth von Alm.

Positiv bewertete er, dass die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs stabil bleiben werde. Die Zahl der Schüler sinkt, "aber offenbar wird dieser Rückgang ausgeglichen", so Wohlfarth von Alm. Ein Signal gerade an das sich entvölkernde und überalternde Brandenburg, den Nahverkehr im Auge zu behalten. "Wir prüfen und untersuchen Strecken wie die Heidekrautbahn und eine S-Bahn nach Kleinmachnow und den Europarc", sagte Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD). Und Kollegin Junge-Reyer macht deutlich, dass der Nahverkehr bezahlbar bleiben müsse - wohl auch angesichts der jüngsten Diskussion über eine Fahrpreiserhöhung bei den Berliner Verkehrsbetrieben.

Anlass zur Sorge gab Dellmann und Junge-Reyer lediglich die erwartete Zunahme des Fernverkehrs, besonders des Transitverkehrs in Richtung Osteuropa. "Wir wollen den Lkw-Verkehr nicht in der Stadt", sagte Junge-Reyer. Dellmann wünschte sich eine "differenzierte Maut". Die Möglichkeiten der zwei Bundesländer sind indes begrenzt, da sie sich mit den anderen Ländern abstimmen müssen.

Junge-Reyer bekräftigte trotz der gegenteiligen Signale ihr Ja zum A-100-Ausbau. "Wir brauchen ihn, um die Innenstadt zu entlasten." Aus ihrer Fraktion kamen indes vorsichtigere Töne: Es würden weiter Alternativen geprüft, die den Autobahnbau eventuell überflüssig machen, so der verkehrspolitische Sprecher Christian Gaebler. Den Ergebnissen dieser Untersuchungen wolle er nicht vorgreifen.

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