Einstein-Stiftung: Einstein oder kein Geld

Die klammen Unis können sich Zöllners Einstein-Stiftung nicht leisten. Bei einer Diskussion in Adlershof drohte der Bildungssenator jetzt mit Mittelkürzungen.

Der Saal im Max-Born-Institut war voll. Dass so viele bis nach Adlershof gekommen waren, um auf Einladung der "Berliner Wirtschaftsgespräche" über ein Jahr Exzellenzinitiative zu diskutieren, lag an einem Zusatz in der Tagesordnung: Man werde sich auch mit Zweck und Form der "Einstein-Stiftung" befassen, die Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) errichten will. Da diese institutionenübergreifende Spitzenforschungseinrichtung auf großen Widerstand bei Freier Universität (FU) und Technischer Universität (TU) stößt, waren alle gespannt auf einen Schlagabtausch zwischen den Präsidenten, Dieter Lenzen und Kurt Kutzler, und dem Senator.

Dazu kam es freilich nicht - die Präsidenten ließen sich entschuldigen und schickten Stellvertreter. Doch die Diskussion über Eliteförderung und Stiftung war trotzdem aufschlussreich. Offenbarte sie doch, woran es bei der lokalen Umsetzung der Exzellenzinitiative hapert.

Das bundesweite Bund-Länder-Förderprogramm stellt 2007 bis 2011 insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Berlin bekommt daraus rund 150 Millionen. Unter anderem für das hochschulübergreifende Projekt "Berlin Mathematical School", die "Berlin School of Mind and Brain" der HU sowie das Zukunftskonzept der FU. Ein Erfolg - doch kommt er wirklich den Unis zugute?

Darüber war man sich auf dem Podium uneins. Während Charité-Chef Karl Einhäupl vom "größten Aufbruch in der Nachkriegs-Wissenschaftsgeschichte" schwärmte, benannte Ernst Rietschel von der Leibniz-Gemeinschaft die Schwäche der Exzellenzinitiative. Das Spitzenförderungsgeld, so Rietschel, sei in der Forschung willkommen, löse aber das Grundproblem nicht: die strukturelle Unterfinanzierung der Universitäten. Michael Linscheid, Forschungs-Vizepräsident der HU, schilderte die Folgen für seine Universität: Erfolgreiche Exzellenzprojekte zögen in der Lehre dringend benötigtes Spitzenpersonal ab.

Die Hochschulen sind chronisch unterbesetzt. Der Sparkurs des Senats mit seinen jährlichen Mittelabsenkungen schnürt ihnen die Luft ab. Ihnen droht, das haben die Uni-Präsidenten kürzlich öffentlich gemacht, ein jährliches Finanzloch von 157,2 Millionen Euro. 2009 läuft der geltende Hochschulvertrag aus - bislang machte Zöllner keinerlei finanzielle Zusagen.

Wie aber soll eine Uni, die nicht in der Lage ist, die Tarifangleichungen für ihre Angestellten zu bezahlen, Ressourcen für die Teilnahme an einem neuen Netzwerk freimachen? Das fragte der sichtlich aufgebrachte FU-Kanzler Peter Lange. Der Erfolg im Elite-Wettbewerb mache die Unis "kaputt", warnte auch TU-Vize Johann Köppel. Ohne eine "sinnvolle Verknüpfung von Spitzen- und Basisförderung" könne man ein weiteres Projekt wie die Einstein-Stiftung nicht schultern.

Ohne "freudige Zusage von Spitzenforschungsgeldern" gebe es aber auch keine Chance auf Breitenförderung, konterte der Senator. Im Klartext: Ohne Einstein-Stiftung kein Geld. Der Streit hat erst begonnen.

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