Studie zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eltern allein zu Haus

Beruf und Pflege von Angehörigen sind schwer miteinander vereinbar.Experten stellen Berlin aber verhältnismäßig gutes Zeugnis aus.

Gestern hat der Berliner Beirat für Familienfragen eine Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorgestellt. Darin werden wesentliche Aspekte genannt, die den Alltag der Berufstätigen mit Familie verbessern können. Der Bericht verdeutlicht etwa, dass Berlin schon relativ familienfreundlich ist: Die Väter sind bundesweite Vorreiter in puncto Elternzeit. Es gibt viele Ganztags-Grundschulen und Angebote zur ganztägigen Kinderbetreuung - natürlich abhängig von Infrastruktur und finanzieller Ausstattung des jeweiligen Bezirks. Und auch die generelle Akzeptanz dafür, dass Eltern junger Kinder ihren Beruf nicht aufgeben, ist größer als in den meisten Bundesländern.

Doch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft nicht nur Mütter und Väter mit Kleinkindern. Laut dem Bericht ist es dringend notwendig, dass Arbeitgeber auf die Probleme von Berufstätigen aufmerksam werden, die ihre Eltern pflegen - und davon gibt es angesichts des demografischen Wandels immer mehr. Und es betrifft nicht nur Familien, sondern auch Singles.

In Berlin wird rund die Hälfte der Pflegebedürftigen privat und meist von Erwerbstätigen versorgt, die Vollzeit arbeiten. "Betroffen sind davon in der Regel die Frauen", sagt Peter Ruhenstroth-Bauer, Vorsitzender des Familienbeirates.

Verbessert werden können beispielsweise die Arbeitszeiten, um flexibler für die Verwandten da zu sein. Bei Notfällen fordern die Autoren der Studie, dass die Kinder kurzfristig freigestellt werden. Hierbei geht es auch um eine Ausweitung des gesetzlichen Anspruchs auf Kurzzeitpflege. Zudem können die Angehörigen die Pflege auch nicht allein übernehmen. Eine mögliche Unterstützung für die betroffenen Angehörigen sieht Jasenka Villbrandt, sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, in engagierten Bürgern und in Arbeitslosen, die nicht mehr vermittelbar sind. "Die könnten mit einer notwendigen Schulung und finanziellem Ausgleich, beispielsweise bei den Fahrtkosten, Angehörige bei der häuslichen Pflege unterstützen."

Daneben geht es in der Studie auch um die Probleme der Alleinerziehenden, die in Berlin immerhin 33 Prozent ausmachen - der Wert ist im Vergleich mit anderen Bundesländern relativ hoch. Diese Frauen und Männer müssen besonders unterstützt werden, um Kind und Job zu kombinieren. Auch die Möglichkeiten, sich über bereits bestehende Angebote zu informieren, sind laut der Studie noch ausbaufähig. So könnten zum Beispiel Ferienangebote für Schüler auf einem mehrsprachigen Portal zentral koordiniert werden.

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