Berlin Spitze bei Professorinnen: Frauen, ran an die Technik!

Nirgendwo in Deutschland sitzen soviel Frauen auf Professuren wie in der Hauptstadt. Allerdings liegt der Anteil noch bei weniger als 25 Prozent. In den Naturwissenschaften sieht es ganz düster aus.

Auch auf dem Weg zur Professur? In Berlin besetzen Frauen bereits jeden vierten Lehrstuhl. Bild: AP

Es klingt erst einmal toll: Berlin nimmt bei der Anzahl der Professorinnen bundesweit einen Spitzenplatz ein. Während in Deutschland im Durchschnitt jede siebte Professur mit einer Frau besetzt ist, ist es an Berliner Hochschulen fast jede vierte. Der zweite Blick auf die am Mittwoch vorgestellte Bilanz indes ernüchtert. Die Differenzen zwischen den Universitäten und Hochschulen sind beträchtlich, die naturwissenschaftlichen Fächer in fester Männerhand. "Es gibt noch viel zu tun", bekannte Frauensenator Harald Wolf (Linke).

Seit der Jahrtausendwende hat sich der Frauenanteil bei den Professuren von 13,5 Prozent auf 23,8 Prozent (2007) erhöht. Bei Neuberufungen liegt der Professorinnenanteil bei 40 Prozent. "Wir müssen den Generationenwechsel nutzen, um den Frauenanteil weiter zu stärken", sagte Wolf. Er führte die Spitzenposition Berlins darauf zurück, dass "individuelle Förderung mit struktureller Veränderung" einhergeht. Heißt: Es sind nicht mehr die Frauenbeauftragten, die unermüdlich für die Belange der Hälfte der Bevölkerung eintreten, sondern die Senatsverwaltungen für Frauen und Wissenschaft haben einen verstärkten Akzent auf das Thema gelegt. Frauenpolitik sei zum integralen Bestandteil der Hochschulpolitik geworden, resümierte Wolf.

Der Senat stellt als Anreiz von 2008 bis 2011 insgesamt 22,7 Millionen Euro bereit. Neben den Mitteln aus dem "Berliner Programm" zur Förderungen der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre sind 9,1 Millionen Euro aus dem Programm "Wissen schafft Berlins Zukunft" enthalten. Gefördert werden etwa vorgezogene Nachfolgeberufungen von Frauen in Fächern mit geringem Professorinnenanteil und die Qualifizierung von Frauen in Natur- und Technikwissenschaften.

Mit Geld allein aber sei es nicht getan: Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) machte "die innere Bejahung" an den Universitäten für die Bilanz mitverantwortlich. "Sonst wäre es nicht möglich." Die Verantwortlichen in Hochschulgremien und in politischen Institutionen haben also begriffen: Ohne Frauen geht es nicht. Ein enormer Bewusstseinswandel - allerdings nicht in allen Fächern. An der Alice-Salomon-Hochschule, an der vor allem Erzieher ausgebildet werden, war der Professorinnenanteil 2006 fast 70 Prozent.

An der Technischen Universität lehrten dagegen lediglich 15 Prozent Professorinnen. "In den naturwissenschaftlichen Fächern sind Frauen deutlich unterrepräsentiert", sagte Christine Kurmeyer, Sprecherin der Landeskonferenz der Hochschul-Frauenbeauftragten, die die Bilanz erstellt hat. Ohne mehr Frauen auf Professorenstühlen aber fehlten jungen Frauen die Vorbilder, und sie interessierten sich kaum für Fächer wie Maschinenbau - ein Teufelskreis.

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