Kommentar Kosslick bleibt Berlinale-Chef: Fünf Jahre länger Showtime

Kosslick darf fünf Jahre weiter Filme zeigen und den Clown geben

Eines kann man Dieter Kosslick ganz bestimmt nicht vorwerfen: dass es langweilig mit ihm und der Berlinale wäre. Seit 2001 gibt der Festivalchef den Clown; bis 2013 kann das nun so weitergehen mit Hollywood, Bollywood, Isabell Adjani, den Stones, dem roten Teppich und allen möglichen Sprüchen. Wer Filmfestivals als Event und Glamour, Party und Geschäft begreift, muss die Entscheidung des Kulturstaatsministers für Kosslick richtig finden.

Kosslick hat das Image der Berlinale fundamental verändert. Er hat die Filmfestspiele von einer bleiernen Stimmung befreit und eine gewisse Lässigkeit als Motto ausgegeben. "Its Showtime, Folks!" ist Kosslicks Motto für sich, die Promis und uns alle in den zehn Tagen rund um den Potsdamer Platz. Why not!

Man sollte Kosslicks Stil und Arbeit nicht abschätzig betrachten, wie Cineasten dies manchmal tun - nur um paradoxerweise dann Cannes zu feiern. Mit Kosslick sind die Berlinale, der Film und das Kino wieder zu ihren populären Ursprüngen zurückgekehrt. In Berlin laufen die großen Geschichten aus der großen, weiten Welt.

Dass der lustige Schwabe gerade mit diesem Konzept seit Jahren auch die größten Fehler begeht, ist evident. Weil der Berlinale-Chef sich für alle gesellschaftlich relevanten Bereiche interessiert, fehlt mittlerweile jede Abgrenzung zu anderen A-Festivals. Nicht gut gemachtes Kino, ein thematisches Profil oder Konzentration, sondern alles und jedes sind der Schwerpunkt. Da landet man dann Treffer oder haut mal total daneben.

Dass Kosslick auch auf dem Feld, das er auf der Berlinale wieder groß gemacht hat, seine tragischsten Momente erlebte, bestätigt diese Regel. Er, der einiges fürs deutsche Filmwunder getan hat, indem er wieder deutsche Regisseure in den Wettbewerb holte und den Nachwuchs-Talent-Campus gründete, nahm 2006 "Das Leben der Anderen" nicht in den Wettbewerb. Ein Sündenfall. Aber das ist Dieter Kosslick.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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