Millionen für Melodien: Gewagtes Spiel in der Oper

Schillertheater wird Ersatzspielort für die Staatsoper. Deren Sanierung für 265 Millionen Euro will Berlin erst mal allein tragen, weil der Bund im Tempelhof-Streit bockt. Wer am Ende zahlt, ist offen.

Wird für 265 Millionen Euro saniert. Die Staatsoper Unter den Linden Bild: AP

Berlin macht nicht nur Theater dicht. Es eröffnet sie auch wieder. Das Schillertheater an der Bismarckstraße wird von 2010 bis 2014 zur Ersatzspielstätte für die Staatsoper Unter den Linden. In die Renovierung des größten Bühnenhauses der Republik, das 1993 gegen massive Proteste in der Kulturszene geschlossen worden war, investiert das Land insgesamt 20 Millionen Euro. Die Sanierungsarbeiten sollen 2009 beginnen und 2010 abgeschlossen sein. Dies teilte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung mit, auf der die Standortentscheidung beschlossen worden war.

Das Charlottenburger Theater, so Wowereit, sei das "geeignetste Haus für den Spielbetrieb der Staatsoper". Nach der Prüfung alternativer Standorte "fiel die Wahl auf das Schillertheater als günstigste Variante". In der Frage der Zuschauerkapazitäten und des Sanierungsbedarfs - neuer Orchestergraben und Bühnenturm - hätte das Haus die besten Resultate im Vergleich zu anderen Optionen erbracht. Wowereit: "Ich freue mich, dass das Schillertheater wieder genutzt wird."

Weniger glücklich zeigte sich der Regierende Bürgermeister bei seiner zweiten Mitteilung. Der Senat habe entschieden, dass Berlin die Sanierung und Umbaukosten für die marode Staatsoper erst einmal selbst in die Hand nehmen wolle - trotz großer finanzieller Risiken im Haushalt und damit für die Zukunft aller drei Opernhäuser. Weil aber eine Einigung mit dem Bund über eine Kostenübernahme "vertraglich zurzeit nicht möglich, die Sanierung aber dringend erforderlich ist", so Wowereit, müsse das Land nun in Vorleistung gehen.

Die Gesamtkosten für das Projekt "liegen bei 265 Millionen Euro", rechnete er vor. Davon entfielen 239,3 Millionen Euro auf die Renovierung des historischen Opernhauses, die komplette Erneuerung der Technik sowie die Sanierung des Intendantengebäudes. Wowereit erwartet "eine riesige Baumaßnahme", an deren Ende 2014 ein Haus "in neuem Glanz" herauskomme.

Dem Bund hielt der Regierende Bürgermeister Verantwortungslosigkeit vor. Dieser würde Berlin alleinlassen. Statt den "unterschriftsreifen Vertrag" über die hauptstadtbedingten Sonderleistungen - einschließlich der Zusage über 200 Millionen Euro Sanierungshilfe für die Oper - zu beschließen, blockiere der Bund die Einigung "mit dem Junktim Airport Tempelhof".

Eine Verknüpfung von hauptstadtbedingten Lasten mit der Forderung nach Übernahme des Flughafens durch Berlin sei aber "falsch", polterte Wowereit. Der Airport, der im Oktober 2008 geschlossen werden soll, habe "inhaltlich nichts damit zu tun".

Grundsätzlich sei Berlin zur Übernahme bereit. Es könne aber einerseits nicht alle Defizite tragen und andererseits die Wertsteigerungen an den Bund abtreten, wie es Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) vorschwebe. Man befinde sich in einer "ernsten Situation", so Wowereit. Er appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sich in den Konflikt einzuschalten. Sie sei "für die Bundesseite zuständig" und habe "schließlich Richtlinienkompetenz".

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