Stadtentwicklung II: Großer Bahnhof für besseres Milieu

Für das Areal rund um die Heidestraße erarbeiten das Land, Grundstückseigentümer und Architekten gemeinsam Zukunftspläne für Kultur, Wohnen und Geschäfte - und konkurrieren mit Investor Berggruen.

Ein "Rotlichtmilieu" mit Bars, Bordellen oder Spielhallen, wie es sich in der Vergangenheit um Bahnhöfe herum angesiedelt hatte, "wird es auf dem Gelände nördlich des Hauptbahnhofs nicht geben", sagt Reiner Nagel, zuständiger Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Stattdessen ist auf den Brachflächen früherer Eisenbahn- oder Gewerbeareale links und rechts der Heidestraße und in Nachbarschaft zum Museum Hamburger Bahnhof etwas vorgesehen, "das nach Stadt aussieht". Nagel denkt dabei an Einrichtungen der Kunst sowie für die Forschung. Quartiere für Gewerbe und Institutionen sind dabei. Schließlich "bietet die Wasserlage entlang des Spandauer Schifffahrtskanals Anreize für besondere Wohnformen".

Um dies zu erreichen, erarbeitet seit ein paar Monaten die Senatsbauverwaltung gemeinsam mit den Grundstückseigentümern und Architekten auf dem über 40 Hektar großen Gebiet einen "strategischen Masterplan". Ziel der Anstrengung ist, ein städtebauliches Konzept für den Norden des Bahnhofs zu entwickeln. Die fünf ausgewählten Planungsbüros - darunter Architekten wie Christoph Sattler (München) oder Albert Speer (Frankfurt) - befinden sich in der Schlussphase eines Wettbewerbsverfahrens, das am 11. April 2008 entschieden wird.

Es kommt - wie am Potsdamer Platz - nicht selten vor, dass das Land Berlin für große Grundstücke privater Eigentümer städtebauliche Wettbewerbe durchführt. Außergewöhnlich ist am Standort Heidestraße jedoch, dass es sich um eine Vielzahl von Grundbesitzern handelt. Flächen gehören dem Land Berlin, der Deutschen Bahn AG, der CA Immo AG aus Österreich - Nachfolgerin des bundeseigenen Immobilienentwicklers Vivico - und der Aurelis sowie einigen kleinen Eigentümern.

Nach Aussage der Senatsbauverwaltung gestaltet sich der Dialog zwischen den Akteuren offen und produktiv sowie wenig "investitionsorientiert". Dass jenseits der kooperativen Zusammenarbeit bei der Entwicklung des strategischen Masterplans dennoch handfeste Interessen bei den jeweiligen Eigentümern vorhanden sind, ist evident. So hat einerseits das Land schon seit längerer Zeit die Fläche hinter dem Hamburger Bahnhof als Standort für seine neue Berliner Kunsthalle im Visier, wie SPD-Kulturstaatssekretär André Schmitz sagt. Auch die Staatlichen Museen bestehen auf dem Anspruch, dass rund um das Museum Hamburger Bahnhof Flächen für Kultur gesichert bleiben. Andererseits ist damit zu rechnen, dass sowohl die Bahn als auch die CA Immo AG ihre Flächen rentabel zu vermarkten suchen.

Mit im Rennen ist offenbar auch ein dicker Fisch, nämlich Nicolas Berggruen, Sohn des verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen. Er soll in Verhandlungen mit der CA Immo sein für ein Grundstück, an dem er seine eigene Kollektion zeitgenössischer Kunst in Berlin zeigen kann. Berggruen ist als Investor vor allem im Immobilienbereich tätig. In Berlin hat er bereits mehrere Objekte erworben, darunter das Café Moskau. ROLA

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