Gropiusstadt II: "Gute Chancen, den Wandel zu schaffen"

Das Quartiersmanagement in der Gropiusstadt konzentriert sich stark auf Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen, berichtet Projektleiter Martin Vöcks. Er will die Bildungslandschaft zu einem wichtigen Standortfaktor entwickeln.

taz: Herr Vöcks, anders als von Marzahn oder Hellersdorf hört man von der Gropiusstadt wenig. Ist das eine gute Nachricht?

Martin Vöcks: Natürlich ist das eher eine gute Nachricht - wenn es darum geht, dass aus den anderen Siedlungen manchmal auch schlechte Nachrichten kommen.

Trotzdem hat der Senat hier ein Quartiersmanagement eingerichtet. Warum?

Ausgangspunkt war, dass sich die sozialen Daten verschlechtert hatten - also die Arbeitslosenzahl, der Anteil derer, die Transfereinkommen beziehen, der Migrantenanteil. Das war ein Hinweis darauf, dass es eine negative Tendenz gibt, wenn auch nicht so schlimm wie in anderen Stadtteilen. Deshalb wurde das Quartiersmanagement eingeführt - als präventive Maßnahme.

Mit 25.000 Einwohnern ist das Quartiersmanagement Lipschitzallee / Gropiusstadt eines der größten QM-Gebiete Berlins. Was heißt das für die Arbeit vor Ort?

Ein klassischer bewohnerorientierter Ansatz ist schwer umzusetzen. Deswegen konzentrieren wir uns auf die sozialen und die Bildungseinrichtungen. Mit acht Kitas, neun Schulen und mehreren Jugendeinrichtungen sind wir gut ausgestattet. Der große Teil unserer Projekte dient dazu, diese Institutionen zu stärken; ihnen zu helfen, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen und sie miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Themen sind Nachbarschaft und Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen sowie stärkere Einbeziehung der Eltern.

Der Film von Klaus Eisenlohr und Johann Zeitler zeigt ein starkes Wir-Gefühl in der Gropiusstadt. Wo kommt das her?

Das Wir-Gefühl gibt es vor allem, weil der Großteil der Leute seit der Gründung hier lebt. Es sind viele Ältere, die ihre Kinder hier großgezogen haben. Die identifizieren sich mit dem Viertel. Sie erinnern sich an die frühen Jahre hier, damals war das ein sehr reges Leben. Die Wohnungsbaugesellschaften waren sehr aktiv, auch die Kirchen. All dies hat im Laufe der Zeit nachgelassen. Wir wollen bei der Nachbarschaftsarbeit an diese Erfahrungen anknüpfen, wir nennen das "Neue Nachbarschaften". Auch jene, die hier neu ankommen, wollen Gropiusstädter werden. Dabei ist es wichtig, dass ein Wir-Gefühl zwischen den Gruppen entsteht.

Welcher Teil Neuköllns hat bessere Prognosen: Nord-Neukölln oder die Gropiusstadt?

So manche Migrantenfamilie, die es in Nord-Neukölln zu etwas Wohlstand gebracht hat, zog in der Vergangenheit in den Süden Neuköllns, obwohl es auch hier teilweise schwierig ist. Auch in Nord-Neukölln werden durch die Quartiersmanagements viele positive Prozesse in Gang gesetzt, so dass diese Gebiete für "Aufsteiger" interessant werden, dort wohnen zu bleiben und so ihr Wohngebiet zu stabilisieren. Für mich hat die Gropiusstadt die besseren Prognosen als Präventionsgebiet und eine gute Chance, den negativen Trend aufzuhalten und den Wandel zu schaffen.

Wie?

Wir haben hier vergleichsweise gute Rahmenbedingungen, zum Beispiel sehr gute Schulen, die dabei sind, sich in das Gebiet zu öffnen und zu vernetzen, um auch eine "Schule im Quartier" zu werden. Diese Entwicklung der Bildungslandschaft als Standortfaktor wollen wir noch verstärken. Ende April gibt es dazu eine Konferenz "Erziehung und Bildung in der Gropiusstadt".

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