Eishockey an neuem Ort: Halle-luja!

Nach den vier erfolgreichsten Jahren ihrer Vereinsgeschichte barg diese Saison für die Eisbären ein unkalkulierbares Risiko: den Umzug in die neue Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. Doch die Eishockeyfans strömen - weil auch die sportliche Bilanz stimmt.

Die Eisbären spielen seit dieser Saison in dieser Mehrzweckhalle am Ostbahnhof - das Publikum bleibt treu. Bild: ANBerlin/CreativeCommons BY-ND 2.0 US

Don Jackson ist ein Mann großer Worte. "You can never take anything for granted - man kann nichts als gesichert voraussetzen", beantwortet der 52-jährige Cheftrainer der Eisbären in breitem Amerikanisch die Frage nach den Erwartungen für die laufende Saison. Seine Botschaft ist eindeutig: Das Team soll sich bloß nicht auf den Lorbeeren der vergangenen Jahre ausruhen. Auch wenn mit drei Meistertiteln und einem Pokalsieg die erfolgreichsten vier Jahre hinter den Eishockeystars liegen, ist das keine Garantie, dass ihnen der Meistertitel auch dieses Mal einfach so in den Schoß fällt.

Der Meister Eisbären Berlin hat die 1:6-Klatsche bei den Hamburg Freezers gut weggesteckt und mit dem 6:4 (1:0, 3:2, 2:2)-Heimsieg über den EHC Wolfsburg wieder die zweite Tabellenposition in der Deutschen Eishockey-Liga zurückerobert. Auf den am Sonntag spielfreien Spitzenreiter aus Hannover (67 Punkte) haben die Berliner jetzt noch drei Zähler Rückstand. Allerdings hatten die Berliner vor 13.500 Zuschauern mehr Mühe als erwartet. dpa

Für die Eisbären lief die Saison bislang nicht perfekt - sie bietet aber auch keinen Anlass, sich zu sorgen. 21 Siege aus 32 Spielen und der momentan zweite Platz in der Tabelle stimmen die Verantwortlichen zufrieden: "Wir sind genau da, wo wir hinwollen", erklärt Eisbären-Sprecher Daniel Goldstein. Trotz - oder gerade wegen - des Ausscheidens in der ersten Runde des Pokals führte der amtierende Meister die Tabelle lange an, weshalb man sich auf der Homepage kurzerhand selbst "zum Maß aller Dinge in der DEL" erklärte.

Natürlich ist diese Einschätzung etwas hochgegriffen. Doch scheint sich das langfristige Engagement von Manager John Peter Lee im Nachwuchsbereich jetzt auszuzahlen. In den vergangenen fünf Jahren fanden zehn junge Spieler über die Eisbären in die Nationalmannschaft. Und auch in dieser Saison sichern Spieler wie Daniel Weiß, der bereits für die U20-Nationalmannschaft im Einsatz ist, dem Team den Erfolg. Die Mannschaft entwickelt sich zur Karriereschmiede für junge Talente. Mit Deron Quint hat das Team zudem den besten Verteidiger und mit Rob Zepp den zweitbesten Torhüter der Liga in seinen Reihen.

Allerdings müssen sich die Eisbären gegen die "großen Mannschaften" deutlich steigern, um im Rennen um den Meistertitel nicht den Anschluss zu verlieren. "Gegen Spitzenteams sahen wir in dieser Saison nicht gut aus, da haben wir noch Luft nach oben", so Coach Don Jackson. Zwei Niederlagen gegen Rekordmeister Mannheim, zwei Schlappen gegen Hannover und nur ein Zittersieg gegen die Krefeld Pinguine könnten zu wenig sein, wenn die Eisbären am Ende die Nase vorn haben wollen.

Für negative Schlagzeilen sorgte zuletzt zudem Florian Busch, der wegen eines verweigerten Dopingtest viel Ärger auf sich zog. Beobachter werteten dies als indirektes Eingeständnis des Nationalspielers, auf leistungssteigernde Präparate zurückzugreifen. Eigentlich hätte der 23-Jährige für zwei Jahre gesperrt werden müssen. Da die DEL allerdings nicht den Statuten der Nationalen Anti-Doping Agentur unterliegt, kann Busch nicht dafür belangt werden - ein fader Beigeschmack bleibt.

In einer anderen Kategorie sind die Eisbären dagegen unangefochten Spitzenreiter der Liga: im Zuspruch der Fans. Mit knapp 14.000 Zuschauern, die im Schnitt zu jedem Heimspiel kommen, ist die Halle nahezu ständig ausverkauft: Rekord in der DEL. Und das, obwohl Ligaexperten vor dem Umzug aus dem legendären Wellblechpalast in die neue Riesenmehrzweckhalle am Ostbahnhof größte Bedenken hatten, ob die Fans das neue Standardquartier annehmen würden, in dem auch noch Basketballspiele, Konzerte oder Boxkämpfe stattfinden. Im Vergleich zum alten Halle in Hohenschönhausen haben sich die Zuschauerzahlen nun fast verdreifacht. Entscheidend zur Versöhnung beigetragen hat wohl das Auftaktspiel gegen die Augsburg Panther: Mit 11:0 fegten die Eisbären den damaligen Tabellenführer am 14. September aus der Halle und legten den Grundstein für die Identifikation mit der Arena. Trainer Jackson kommentiert diese Entwicklung mit einem fast schon existenzialistischen Statement: "Wenn der Puk fällt, dann ist es egal, wo das geschieht." Für Diskussionsstoff in den Foren der Fanclubs sorgen mittlerweile höchstens noch die Preise für Bier und Brezeln, die im Vergleich zu früher deutlich angezogen haben.

Die erhöhten Zuschauerzahlen sind nicht nur für die Motivation der Mannschaft gut, sondern spülen vor allem frisches Geld in die Kassen "Wir können jetzt wesentlich besser und unabhängiger wirtschaften", so Daniel Goldstein.

Wenn die Eisbären am Dienstag die Kölner Haie zum letzten Spiel des Jahres begrüßen, können sie - alles in allem - auf eine erfolgreiche Saisonhälfte zurückblicken.

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