Hells-Angels-Treffen: Harte Kerle, zugeknöpft

Draußen steht die Polizei. Drinnen trifft man wortkarge Typen. Ein Besuch beim Jahrestreffen der Rockertruppe.

Bild: ap, Alan Leon

"Ja klar, komm gern vorbei", sagt Thomas* am Telefon. Seine Nummer stand im Internet. Direkt unter der Ankündigung: "Jahrestreffen der Hells Angels im Clubhaus." Am Samstagnachmittag säumen Polizeibeamte mit Maschinengewehren das Gebiet um den Club der Hells Angels, kontrollieren an- und abkommende Fahrzeuge. Nagelplatten sind ausgelegt, falls die Rocker entgegen ihrer Ankündigung doch noch versuchen sollten, im Motorradkorso durch die Stadt zu fahren. "Wir sind auf alles vorbereitet", sagt ein Beamter mit schusssicherer Weste. Die Polizei ordnet die Hells Angels der organisierten Kriminalität im Türsteher- und Drogenmilieu zu. Mit anderen Rockergruppen wie den Bandidos liefern sie sich regelmäßig gewalttätige Streits.

"AFFA" steht über dem Laden am Spandauer Damm, den die Engel vor zwei Jahren übernommen haben. Das Kürzel steht für "Angels forever - forever Angels". Das Haus geriet bereits 2007 in die Schlagzeilen. Da war ein 16-Jähriger nach einem Tequila-Wetttrinken mit dem damaligen Wirt der Kneipe unter dem Angels-Clubhaus gestorben.

Wer jetzt in den ersten Stock will, muss an den Türstehern vorbei. "Interviews gibts keine, Fotos auch nicht", lautet die Ansage. Oben auf der Terrasse stehen Plastikstühle, vereinzelt Metalltische auf grau-weißem Beton.

"Willkommen." Lächelnd streckt Thomas die Hand aus. Dann stellt der Mann mit weißem Hemd, Al-Capone-Hut und Sonnenbrille die Regeln auf: niemanden ausfragen. Nicht auf den Boden aschen. "Später kommt noch einer, mit dem kannst du reden", verspricht er und fragt, was man trinken möchte. Die Bestellung gibt er mit kaum merkbarem Nicken an einen der Umstehenden weiter.

Rund 30 Mann, wenige Frauen stehen herum. Rocker mit langen Haaren in Lederkluft und Tätowierung, zierliche Frauen in Ed-Hardy-Shirts, muskulöse Männer in Armeegrün und Jeans. Die Sonne knallt, Sonnenschirme gibt es nicht. "Mit Absicht", sagt Thomas. Auf einem der Tische steht ein Fernglas. "Von unserer Terrasse hat man einen wunderschönen Blick auf das Charlottenburger Schloss", heißt es im Internet. Vor dem Haus stehen die Bikes. Gegenüber wartet die Polizei.

Drinnen eine Mischung aus American-Sportsbar und Eckkneipe. Frisches Obst auf dem Tresen, Schwimm-WM im TV. In den Ledersesseln erholt man sich von der Party am Vorabend. Lange solls gegangen sein. "Na, Hannes, kannste noch?", ruft Thomas ins Innere. Der Angesprochene brummt, nippt am Bier, dreht sich zum Tresen. "Ich glaub eher an die Ehrlichkeit einer Hure als an die deutsche Justiz" steht auf seiner Lederweste. Draußen auf der Terrasse gibt es die bestellten Drinks und Smalltalk. Die meisten Fragen zu den Hells Angels sind tabu, Antworten gibt es nur wenige. "Wer bei uns mit Drogen dealt, fliegt raus", sagt Thomas. Dann kommt das Essen. Mit einer kleinen Vespa fährt der verdutzte Lieferjunge vor, bringt das Bestellte hoch.

Später Nachmittag. Der Mann, der mit der Presse sprechen könne, sei jetzt da, sagt Thomas, reden will er aber nicht. Trotzdem könne man gerne bleiben, mitfeiern. Zum Abschied ein Händeschütteln. "Vielleicht sieht man sich hier ja mal wieder," sagt er.

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