Schulsystem: Hauptschule verliert Freunde

Das Ende des dreigliedrigen Schulsystems kommt näher. Nun befürworten auch namhafte SPDler die Abschaffung der Hauptschule. Linke, Grüne und CDU sind bereits dafür. Der Bildungssenator bremst.

Nach den Grünen und der CDU werden auch bei der SPD Stimmen laut, die eine baldige Abschaffung der Hauptschule fordern. Im taz-Interview erklärte der SPD-Abgeordnete Fritz Felgentreu: "Die SPD ist gut beraten, wenn sie jetzt sehr schnell die Tatsache aufgreift, dass die CDU endlich bereit ist, in der Hauptschulfrage umzudenken."

Vor allem in Stadtteilen wie Neukölln habe sich die Hauptschule überlebt. "Sie ist eine Schulform der negativen Auslese geworden", sagte Felgentreu. Der 38-Jährige ist zugleich Kreisvorsitzender der SPD in Neukölln.

In ihrer Koalitionsvereinbarung haben sich SPD und Linkspartei auf die Einführung der Gemeinschaftsschule ab 2011 geeinigt. Damit soll das bestehende Schulsystem aus sechsjähriger Grundschule und anschließendem Besuch von Gymnasium, Real- oder Hauptschule zugunsten eines zehnjährigen gemeinsamen Lernens abgelöst werden. Das Vorhaben soll ab nächstem Jahr in einem Pilotprojekt an ausgewählten Schulen getestet werden.

Im Widerspruch zur Koalitionsvereinbarung sieht sich Felgentreu nicht. "Die Gemeinschaftsschule wollen wir in dieser Legislaturperiode als Modell aufbauen." Die Hauptschule sei dagegen eine Schulform, "auf die das Land relativ schnell verzichten sollte."

Für Bildungssenator Rolf Zöllner (SPD) kommt der Vorstoß Felgentreus zur Unzeit. Erst am Freitag haben die Vertreter von CDU und FDP den Beirat zur Planung der Gemeinschaftsschulen verlassen. Zur Begründung sagte der CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer, ihm scheine, als stehe für den Senat unabhängig von der Diskussion bereits alles fest. Die FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben sagte: "Wir hatten den Eindruck, dass im Beirat eine ideologische Schulpolitik durchgesetzt werden sollte." Die Opposition kritisierte zudem, dass der Bildungssenator nicht an den bisherigen Sitzungen des Beirats teilgenommen habe. "Da hat man nicht den Eindruck, dass das ganz oben auf der Prioritätenliste steht", so CDU-Mann Sascha Steuer.

Die Grünen schlossen sich dem Protest nicht an. "Es gab bislang einen konstruktiven Umgang und eine gute Arbeitsatmosphäre", sagte deren Bildungspolitiker Özcan Mutlu.

Bildungsstaatssekretär Eckart Schlemm wies die Kritik zurück. Seine Verwaltung habe "alle Hinweise, Kritik und Anmerkungen ernsthaft abgewogen".

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