Klimaschutz vor den Gaststätten: Heiße Luft produziert verwirrende Zahlen

Auf einer Diskussion über Heizpilze spricht sich die Umweltsenatorin erneut gegen ein Verbot aus.

Grau ist die Zukunft: "Post Klima"-Initiator Lothar Gröschel mit garantiert klimafreundlichem Heizpilzersatz Bild: Prost Klima

Heizpilze produzieren CO2. Exakt 2,9 Kilo des klimaschädigenden Kohlendioxids werden pro Kilo verbranntem Progangas in die Luft gepustet. Darin waren sich die Teilnehmer einer Diskussion über "Segen oder Fluch der Heizpilze" am Montagnachmittag einig. Doch die Konsequenzen daraus blieben strittig.

Geladen zur Debatte hatte die Initiative "Prost Klima" zusammen mit der Senatsumweltverwaltung. "Prost Klima" will Gastwirte dazu bewegen, schon aus Kostengründen etwas fürs Klima zu tun. Der Betrieb eines Heizpilzes koste 1,50 Euro pro Stunde. Bei sechs Geräten komme ein Wirt schnell auf 10.000 Euro pro Jahr, rechnete "Prost Klima"-Sprecher Lothar Gröschel vor. Er legt Gastronomen und ihren frischluftvernarrten Gästen den Gebrauch von Decken an Herz.

Felicitas Kuballa, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, ist radikaler. Sie forderte ein Pilzverbot, denn jedes Gerät stoße 2 Tonnen CO2 pro Jahr aus - so viel wie ein Mittelklassewagen. Das brachte Michael Näckel in Rage. Kuballas Rechnung sei unseriös, sagte der Bezirksbeauftragte des Hotel- und Gaststättenverbandes für Friedrichshain-Kreuzberg. Schließlich seien die Heizpilze nicht dauernd im Einsatz. Sein Lokal habe dieses Jahr gerade mal zehn Propangaskartuschen verbraucht. Bei 11 Kilo Gas pro Flasche käme Näckel gerade mal auf einen Jahresausstoß von 319 Kilo CO2 im Jahr. Besonders oft kann er die Luftwärmer nicht befeuert haben. Schließlich reicht eine Flasche laut Herstellerangaben für maximal 26 Stunden - und auch das nur bei kleiner Flamme.

Genauere Zahlen konnte auch Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) nicht vorweisen. Schließlich ist nicht einmal bekannt, ob nun 3.000 oder 5.000 Geräte die Berliner Luft aufheizen. Doch man könne nicht alles verbieten, was idiotisch sei, meinte Lompscher. Gesetzliche Regelungen will sie nur in Bereichen treffen, in denen tatsächlich relevante Mengen an CO2 eingespart werden könnten.

Bei der hitzigen Debatte über den möglichen Schaden blieb leider unbeantwortet, für wen die Pilze ein Segen sein könnten. Kemal Karadag, Inhaber des Restaurants "Sauerkraut und Bulgur", ist einer von bisher gerade mal zwei Wirten, die sich von "Prost Klima" überzeugen ließen. Er räumte die Luftwärmer komplett von seiner Terrasse. Beschwerden der Gäste habe es seither nicht gegeben. Auch der Umsatz sei nicht gesunken, sagte Karadag. "Wir haben das Gefühl, dass das gar niemand bemerkt hat."

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