Berliner Schlossplatz bleibt Werbefläche: Humboldt-Box informiert über Brause
Bezirk und Bauherr der Humboldt-Box einigen sich auf Größe der Werbung auf dem Schlossplatz. Terrasse wird am Montag eröffnet.
Ein neuer Fall von Ablasshandel: Die großflächige Werbung an der Baustellenbox auf dem Schlossplatz darf in kaum eingeschränkter Form bestehen bleiben. Im Gegenzug spendet die Baufirma 50.000 Euro an gemeinnützige Bildungseinrichtungen im Bezirk Mitte. Das haben Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) und der Geschäftsführer des Bauunternehmens Megaposter, Gerd Henrich, in einem Gespräch geklärt. Mit der Werbung soll der Bau der Infobox finanziert werden, die über die geplante Rekonstruktion des Stadtschlosses aufklärt. Am Montag wird bereits die Aussichtsterrasse auf der Box eröffnet.
Einen fünfstelligen Betrag pro Woche kassiert Megaposter für die Werbung an den Gerüsten der Box. Der Bezirk hatte das kritisiert: Die Gerüste seien nicht zu Bauzwecken, sondern nur der Werbung wegen aufgestellt worden. Damit seien sie "nicht genehmigungsfähig", so Gothe Anfang Dezember. Henrich dagegen argumentierte, die Werbung sei notwendig zur Finanzierung der 5 Millionen Euro teuren Humboldtbox. Er drohte damit, den Bau abzublasen.
Nach dem Gespräch seien beide Seiten nun zufrieden, sagten Megaposter-Geschäftsführer Gerd Henrich und eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Mittwoch, die in dem Konflikt vermittelt hat. Gothe selbst war am Mittwoch nicht zu sprechen. Laut Senat habe man eingelenkt, weil man "das Gesamtprojekt nicht gefährden" wollte. Der Vertrag sei nicht konkret genug und so für unterschiedliche Interpretationen offen gewesen, sagte Henrich. Durch die Spende wolle er "dokumentieren, dass wir nicht ein Unternehmen sind, das rein den Kommerz im Auge hat, sondern auch andere Belange".
Lediglich an den kleinen Seitenflächen der rechteckigen Box soll künftig Werbefreiheit herrschen. Ab Januar werden noch mehr Gerüste auf dem Schlossplatz aufgebaut und mit Werbung verunstaltet: Ausgehend von der Baustellenbox umspannen sie das Baufeld für die Humboldtbox. Werbung gibt es laut Henrich dann an der westlichen Seite der Gerüste und der östlichen Seite der Baustellenbox bis Herbst 2010. Das sei eine "denkmalschutzverträglichere Werbung", so der Bezirk in einer Mitteilung. Auf den restlichen Flächen sollen Infos zum geplanten Stadtschloss prangen.
Leser*innenkommentare
Andrea
Gast
Ich denke ja immer noch, daß es nicht zu spät ist, das Stadtschloss zu verhindern. Macht mit bei der virtuellen Besetzung des Schlossplatzes mit einem WORLD PEACE BALLROOM und setzt Euch dafür ein, daß diese Idee bekannter wird!
http://realutopistik.wordpress.com/
Herzliche Grüße!
Andre
Gast
Da zeigt sich mal wieder, dass die Prunkbauyuppies nicht genügend Geld aus ihren eigenen Reihen für ihr Schloss akquirieren können. Dafür müssen wir uns mal wieder stillos von Werbung "anschreien" lassen und letztendlich auch noch indirekt diesen Mist über die Produktpreise bezahlen. Wieso können Sponsoren nicht einfach Schweigen, ohne permanent mit ihrer Wohltätigkeit zu prahlen und uns zu belästigen... Mr. Telekom, Frl. Alice, Heidi und Ronald McDonald usw. Der Spender schweigt und geniest. Wenn nicht genügend Geld für das Schloss vorhanden ist, dann wird es eben nicht gebaut. So kann es jedem Häuslebauer ergehen. Die Spende von 50.000 ist bestimmt auch "gigantisch" im Verhältnis zum Profit.