Gaspreise: Im Herbst wird Kochen teuer

Zum 1. September erhöht die Gasag die Preise. Auch mehrere Konkurrenten ziehen nach. Bessere Dämmung und Anbieterwechsel rechnen sich schnell.

Bild: AP

Als die Gasag Anfang des Jahres Preiserhöhungen von 7,5 Prozent ankündigte, war das Geschrei laut. Pünktlich zu Beginn der Heizperiode werden die Preise ab 1. September erneut steigen - um 12,5 bis 14 Prozent. Für eine Kleinfamilie bedeutet das insgesamt rund 120 Euro Mehrausgaben im Jahr. Die Erklärung des Energieversorgers für die Verteuerungen: Der Gaspreis ist seit einer Regelung aus den 60er-Jahren an den Ölpreis gekoppelt. Ölverteuerungen schlagen sich mit einigen Monaten Verspätung auf die Gastarife nieder. "Der Ölpreis ist so hoch wie nie", rechtfertigt eine Sprecherin der Gasag die Preispolitik. "Wir hoffen aber, dass lediglich Spekulationen ihn so in die Höhe getrieben haben und er bald wieder sinken wird." Die Gasag bemühe sich zudem, nicht die gesamten Gaspreissteigerungen auf dem Weltmarkt an die Kunden weiterzugeben.

Bernd Ruschinzik, Rechtsanwalt bei der Berliner Verbraucherzentrale, hält die Preissteigerungen für überflüssig. "Die Gasag redet in ihren Jahresberichten von Kosteneinsparungen und hohen Gewinnen. Trotzdem werden ständig die Preise erhöht", sagt er. Es sei nicht einzusehen, dass die Profite bei den Aktionären landeten und die Kunden davon nicht profitierten.

Nuon, Berlins zweitgrößter Gasanbieter nach der Gasag, reagierte rasch auf die Preiserhöhung des Konkurrenten. Das Unternehmen gab bekannt, dass die Preise für Gaskunden um bis zu 20 Prozent steigen sollen - ebenfalls zum 1. September. "Wir geben den Kunden die Zusage, preislich immer unter dem Grundversorger zu liegen - in diesem Fall ist das die Gasag. Und da die Konkurrenz erhöht hat, erfüllen wir dieses Kriterium weiterhin", sagt Heike Klumpe, Sprecherin von Nuon. Auch der Öko-Energieversorger Lichtblick kündigte für September Preiserhöhungen an.

Trotzdem kann sich ein Gasanbieterwechsel lohnen. Unter sechs Unternehmen haben Berliner derzeit die Wahl: Gasag, Nuon, E wie Einfach, Klickgas, Lichtblick und TelDaFax Energy. Werden die Preise erhöht, ohne dass dies im Vertrag so festgesetzt worden ist, gilt für den Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Innerhalb einer relativ kurz bemessenen Frist kann er zu einem billigeren Anbieter wechseln. Auch hat der Kunde das Recht, die alten Tarife bis Vertragsende weiter zu zahlen, wenn der Vertrag keine Erhöhung vorsieht.

"Mit einem Anbieterwechsel kann man unter Umständen dreistellige Jahressummen einsparen", sagt Ruschinzik. Am einfachsten sei es, wenn man sich per Post Angebote von den einzelnen Gasanbietern schicken lasse. "Wenn bei einem Vertrag Vorauszahlungen zu leisten sind, ist das immer ein schlechtes Zeichen", warnt der Rechtsanwalt. Außerdem solle man sich vor vertraglichen Bindungen, die länger als ein Jahr dauern, und vor einmaligen Geldgeschenken der Anbieter in Acht nehmen.

Doch egal, von wem das Gas kommt: "Die wichtigsten Maßnahmen gegen zu hohe Kosten sind und bleiben Energieeinsparungen", betont Ruschinzik. So habe man die Ausgaben für bessere Wärmedämmung und Isolation der Fenster bereits nach kurzer Zeit wieder eingespart. Die Verbraucherzentrale in Berlin bietet persönliche Energieberatungen für eine Einmalzahlung von fünf Euro an.

Auch Andree Böhling, Energieexperte bei Greenpeace, rät, bei einem Spezialisten Informationen darüber einzuholen, welche Investitionen welche Einsparungen nach sich ziehen und für die individuelle Situation passend seien. "Langfristig müssen wir uns von den fossilen Energieträgern wie Gas unabhängiger machen und sie durch alternative Energiegewinnung ersetzen", sagt Böhling. Solaranlagen auf dem Dach etwa könnten den Gasverbrauch für warmes Wasser senken, Holzpellettanlagen Gasheizungen ersetzen.

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