Streit um Bebauung des Mauerparks: Kein Kompromiss in Sicht

Der Streit über die Zukunft der Grünfläche kocht: Während der Stadtrat seine Bebauungspläne vorstellt, demonstrieren vor dem Gebäude Gegner des Projekts.

Der Mauerpark soll grün bleiben - zumindest wollen das die Anwohner Bild: ap

Lautstark gegen die Mauerpark-Pläne: Vor dem Neuen Stadthaus in Mitte haben Bürgerinitiativen gegen die geplante Teilbebauung der Grünfläche demonstriert - unmittelbar bevor der Stadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), drinnen dem Ausschuss die Entwürfe vorstellte.

"Freiflächen für alle - Luxuspolitik stoppen!" war auf einem Plakat der Baugegner zu lesen. Einige hatten sich komplett in Aluminiumfolie gehüllt - um zu verdeutlichen, wie sich der Lebensraum bei einer Bebauung verkleinern würde. "Wir fühlen uns wie Ölsardinen", sagte eine Demonstrantin.

Im Streit über den Park auf dem ehemaligen Mauerstreifen, der die Stadtteile Prenzlauer Berg und Wedding verbindet, wird die Zeit für eine Einigung knapp: Bis 2010 muss der Park von derzeit 8 auf 10 Hektar erweitert werden. Das ist die Bedingung, die die Umweltstiftung Allianz stellte, als sie die Errichtung des Mauerparks 1992 mitfinanzierte. Kommt Berlin der Forderung nicht nach, muss das Land 2,5 Millionen Euro an die Stiftung zurückzahlen.

Berlin will die fehlenden Flächen der Immobilienfirma Vivico abkaufen, die die angrenzenden Flächen auf Weddinger Seite besitzt. Vivico will eine Baugenehmigung, um Hochhäuser entlang dem Mauerpark bauen zu können. Im Gegenzug will das Unternehmen dem Land dann Flächen zur Parkerweiterung zur Verfügung stellen. Für eine Bebauung müsste der Flächennutzungsplan geändert werden.

Gothes Entwurf sieht vor, dass der Mauerpark von derzeit 8 Hektar auf etwa 13,6 Hektar erweitert wird. Diese Flächen will Vivico dem Land Berlin überlassen. Der Baustadtrat befürwortet eine Randbebauung. "Dadurch würden wir im Wedding eine soziale Durchmischung erreichen und den Mittelstand erreichen." Im Entwurfsplan sind von der Bernauer Straße über die Gleimstraße bis hin zu den S-Bahn-Gleisen im Norden sieben bis zehnstöckige, dicht gebaute Häuser entlang dem Mauerpark vorgesehen. Henrik Thomsen, Geschäftsführer von Vivico, sagte vor den Ausschussmitgliedern: "Wir wollen einen Kompromiss finden." Für den Konzern müsse die Lösung aber wirtschaftlich tragbar sein.

Die Bürgerinitiativen "Mauerpark fertig stellen" und "Gleimviertel" fordern hingegen, dass dass der ehemalige Mauerstreifen nach der ursprünglichen Planung von 1992 auf 14 Hektar erweitert werden soll, und lehnen jegliche Bebauung ab.

Gothe kommt den Forderungen der Bürger insofern entgegen, als er eine Fläche südlich vom Gleimtunnel, zwischen Lortzingstraße bis zur Straße auf Höhe des Vinetaplatzes freihalten will. Indes sind die Bürgervereine gespalten: Heiner Funken vom Bürgerverein Gleimviertel etwa gehört zu den Frontalgegnern einer Bebauung. "Bei einer Bebauung des Mauerparks werden die Bewohner von Wedding eine scharfe soziale Abgrenzung erfahren", sagte er vor der Sitzung. Die "Freunde des Mauerparks" hingegen sind mit einer Bebauung nördlich des Gleimtunnels einverstanden - wenn die Grünfläche zugleich erweitert wird. Der Initiator der Demonstration wiederum, Christian Rippel, fordert den Senat auf zu zahlen. "Das Land Berlin sollte die Fläche von Vivico abkaufen", so Rippel.

Die Abstimmung über Gothes Entwurf wurde am Mittwoch vertagt. Im Januar soll das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen. "Der Stadtrat will erneut das Gespräch mit Vivico suchen", sagte Frank Bertermann von der Grünen-Fraktion. Eine Entscheidung werde es im Januar aber wahrscheinlich nicht geben.

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