Neue Studie: Kieze mit geballten Problemen

Eine Untersuchung zur Stadtentwicklung zeigt: In Berlin bilden sich fünf Armutsschwerpunkte heraus. Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer (SPD) will jetzt mehr Geld in die betroffenen Kieze stecken

In Berlin bilden sich große zusammenhängende Gebiete heraus, in denen sich die sozialen Probleme ballen. Dazu zählen Wedding und Moabit, Nord-Neukölln, das nördliche Kreuzberg ebenso wie die Altbaugebiete im westlichen Spandau und das nördliche Marzahn-Hellersdorf. Das ist das Ergebnis eines Berichts zur sozialen Stadtentwicklung, den die zuständige Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag gemeinsam mit dem Statistiker Axel Werwatz von der Technischen Universität vorstellte. "Es ist eine Konzentration der Problemgebiete zu beobachten, sie liegen weniger verstreut als bisher", sagte Junge-Reyer. Dieser Entwicklung müsse man entgegenwirken. "Wir wollen keine Ghettos oder Banlieues wie in anderen Ländern."

Die Untersuchung zur sozialen Stadtentwicklung wird seit 1998 regelmäßig durchgeführt. Die Wissenschaftler teilen Berlin dazu in 319 Kieze auf. Daten wie die Arbeitslosenquote, der Anteil von Hilfeempfängern und von ausländischen Kindern und Jugendlichen fließen in die Studie ein. Auch die Zu- und Wegzüge werden berücksichtigt.

Der aktuelle Bericht beruht auf Zahlen von Ende 2007. Demnach gab es in Berlin insgesamt eine gute Entwicklung: Die Arbeitslosigkeit ging 2007 von 13,1 Prozent auf 10,2 Prozent zurück. Das habe sich in fast allen Stadtteilen bemerkbar gemacht. "Die positive wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2007 kam auch in den sozial schwächeren Gebieten an", freute sich Junge-Reyer.

Trotzdem schnitten einige Kieze schlechter ab als in der vergangenen Studie: In die Gruppe mit den meisten sozialen Problemen rutschten demnach die Afrikanische Straße im Wedding, die Spandauer Neustadt und die Gegend um die Spandauer Galenstraße. Auch die Mehrower Allee und die Franz-Stenzer-Straße in Marzahn zählen inzwischen zur schlechtesten Kategorie. "Dort stellt die Langzeitarbeitslosigkeit ein großes Problem dar", erklärte Junge-Reyer. Andere Kieze haben sich laut der Studie dagegen stabilisiert, etwa die Perleberger Straße in Moabit, die Gegend um den Schäfersee in Wedding und Teile Kreuzbergs.

Im Reuterkiez in Neukölln ist die Arbeitslosigkeit von 17,3 Prozent auf 14 Prozent gesunken, sagte Werwatz. Eine erfreuliche Entwicklung. Aber weil die Lage in den einzelnen Vierteln am Berliner Durchschnitt gemessen wird - der sich verbessert hat -, gehört der Reuterkiez nach wie vor zur schlechtesten Gruppe. "Die Entwicklung dort verlief positiv, aber es gibt immer noch Probleme auf einem hohen Niveau", erläuterte der Statistiker.

Wenn die Studie auch viele gute Nachrichten bringt - die Konzentration von Problemkiezen stellt für die Stadt eine Herausforderung dar. "Wir brauchen zukünftig eine größere Bündelung der Förderprogramme in diesen Gebieten", sagte Junge-Reyer. Im vergangenen Jahr seien 32 Millionen Euro aus der Städtebauförderung geflossen, unter anderem für die Arbeit der Quartiersmanagements. Diese Mittel sollen nun aufgestockt werden. Die Senatorin kündigte an: "In diesem Jahr gehen 50 Millionen Euro insbesondere nach Moabit, Wedding, Nord-Neukölln, Marzahn-Hellersdorf und ins westliche Spandau."

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