Stadtentwicklung: Kinder, baut bloß kein Scheiß

Die Baugruppen-Förderung des Senats nimmt konkrete Gestalt an. Um eins der Grundstücke bewirbt sich eine Agentur, die ein Ökodorf bauen will. Den Zuschlag erhält am Ende das beste Konzept.

Das Pilotprojekt des Senats und des Liegenschaftsfonds zur Unterstützung von Baugruppen nimmt Gestalt an. Am Samstag lädt die Agentur für räumliche Entwicklungsalternativen (Area) zur Besichtigung ihres Bauvorhabens in Rosenthal ein. "Dort sollen im Rahmen des Vergabeverfahrens des Liegenschaftsfonds sechs Doppelhäuser sowie ein viergeschossiges Mehrgenerationenhaus entstehen", sagt Martina Mahlke, die das Projekt für Area mit entwickelt.

Nach monatelangem Druck von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte der Liegenschaftsfonds im Juli fünf Grundstücke zur Verfügung gestellt und Baugruppen aufgefordert, sich mit konkreten Konzepten zu bewerben. Anders als beim herkömmlichen Bieterverfahren, bei dem derjenige den Zuschlag erhählt, der das Höchstgebot abgibt, gilt für dieses "Testportfolio" ein so genanntes Vergabeverfahren zum weitaus günstigeren Verkehrswert. Den Zuschlag erhält, wer ein schlüssiges Konzept vorlegt - und zudem nachweisen kann, dass sein Projekt sozialpolitisch besonders wertvoll ist. Nur das, so die Senatorin, rechterfertigt das Abweichen von einem normalen Bieterverfahren, wie es auch die EU vorschreibt.

Für Mahlkes Mitstreiter Ulf Maaßen hat das Ökodorf "K 21" in der Rosenthaler Kastanienallee die Vorgaben erfüllt. "Bei unserer Siedlung legen wir besonderen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit und langfristig niedrige Unterhaltskosten", sagt er. Allerdings wissen auch die Area-Leute, dass eine Baugruppe auf der grünen Wiese eher ungewöhnlich ist. "Wir sind gespannt, wer am Samstag kommt", sagt Mahlke. Sie räumt ein, dass der veranschlagte Verkaufspreis von 2.050 Euro pro Quadratmeter nicht unter vergleichbaren Projekten in der Innenstadt liegt. "Unser Vorteil ist nicht der Preis, sondern die grüne Lage", wirbt sie für das Ökodorf.

Den Zuschlag hat Area aber noch nicht bekommen. "Wir befinden uns derzeit in der zweiten Stufe des Verfahrens", sagt Irene Dähne, die Sprecherin des Liegenschaftsfonds. "Für das Grundstück in Rosenthal haben wir fünf Bewerber ausgesucht, die nun ihr Vorhaben konkretisieren müssen." Das gleiche gilt für die anderen vier Grundstücke. "Bis Februar werden wir uns die konkretisierten Bewerbungen anschauen, so dass wir bis zum Sommer eine Entscheidung treffen können", so Dähne. Der Liegenschaftsfonds wiederspricht damit auch Gerüchten, dass es nur wenige Bewerber für die Grundstücke gegeben habe, von denen mit der Borsigstraße 16 nur eines in Mitte liegt. "Der Andrang war groß", sagt Dähne.

Und die Baugruppen, auch das zeigt das Beispiel Rosenthal, boomen weiter. Mit Area tritt ein Projektentwickler auf, der das mühsame Akquisegeschäft von Bauwilligen oder Architekten übernimmt und koordiniert. Dabei konzentrieren sich Mahlke und Maaßen nicht nur auf die Grundstücke des Liegenschaftsfonds, sondern auch auf den freien Grundstücksmarkt, zum Beispiel am Weinbergsweg in Mitte. "Wir haben für das Grundstück ein Gebot abgegeben", verrät Mahlke. Der Kaufspreis für die Baugruppen wird dabei mit 2.700 Euro pro Quadratmeter am oberen Ende dessen liegen, was möglich ist. "Wenn wir da aufgefordert werden, nochmal nachzulegen, wird es schwierig."

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