Kommentar Mehr Rechte für lärmende Kinder: Kinderlärm durch Emanzipation

Die Beschwerden über Kinderlärm nehmen auch wegen den kinderfeindlichen Ruhe-Fanatikern zu. Doch wer jemals Väter auf Spielplätzen beobachtet hat, der weiß, an den Nörglern allein kann es nicht liegen.

Na endlich. Jetzt schlagen sich die Politiker mit großem Getöse auf die Seite der Kinder. Damit die Kids auch mal rumplärren dürfen, ohne dass gleich ein Nachbar nach der Polizei kräht. Krähen darf. Das wird auch höchste Zeit. Nicht nur, weil die bisherige Rechtslage ein himmelschreiendes Unrecht ist. Sondern weil sie einer emanzipierten Gesellschaft nicht Rechnung trägt, in der auch Väter sich um ihren Nachwuchs kümmern.

Sicherlich ist die Zahl der Beschwerden über Kinderlärm auch gestiegen, weil die Menge der kinderfeindlichen Ruhe-Über-Alles-Fanatiker leider stetig wächst. Doch wer jemals eine Horde neuer Väter auf Spielplätzen beobachtet hat, der weiß, an den Nörglern allein kann es nicht liegen. Ein Spielplatz weckt das Kind im Manne. Wenn er sich schon mal breit schlagen lässt, das Hüten der Kleinen zu übernehmen, dann will er auch laut sein. Wild. Gefährlich. Tarzan und Oliver Kahn in einem. Da wird nicht mehr wie unter den strengen Augen der Mütter vorsichtig im Sand gebuddelt. Da wird die ganze Kiste umgepflügt. Da wird Auto gespielt, Motorrad und Flugzeug. Selbstverständlich können das auch emanzipierte Mütter - nur nicht so laut wie die tobenden Väter.

Und diese wild gewordenen Papis sind die besten Vorbilder für die Jugend. Denn das größte gesellschaftliche Problem sind keinesweg die lärmenden Kids. Sondern diejenigen, die völlig bewegungsgehemmt daheim im stillen Kämmerlein vor dem Computer hocken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.