neues Bethanienkonzept: Krawallschachtel zu treuen Händen

Um die Nutzer des Kulturhauses Bethanien zu befrieden, will der Bezirk die Immobilie einem Treuhänder übergeben. Mietern garantiert das Modell Selbstbestimmung.

Das Kunst- und Kulturhaus Bethanien soll künftig von einem Treuhänder verwaltet werden. Das geht aus einem Konzept hervor, das das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg der Bezirksverordnetenversammlung vorgestellt hat. Das Eigentum an der Immobilie soll einem gemeinnützigen Träger übertragen werden. Dieser muss sich verpflichten, kostendeckend zu wirtschaften und den Mietern größtmögliche Selbstbestimmung einzuräumen. Das 33-seitige Werk aus der Feder von Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) wandert nun in die Fachausschüsse. Bis Februar 2008 soll auf dieser Grundlage über das Haus am Mariannenplatz entschieden werden.

Das Konzept ist der vorläufige Schlusspunkt einer jahrelangen Diskussion. Die sanierungsbedürftige Immobilie, in der sich Bezirkseinrichtungen wie die Musikschule, das privatwirtschaftlich organisierte Künstlerhaus Bethanien und weitere Einrichtungen befinden, belastet die Bezirkskasse schon lange. 2006 war das Bürgerbegehren der Initiative Zukunft Bethanien (IZB) erfolgreich, das die Umwidmung zum selbst verwalteten soziokulturellen Zentrum forderte. Seitdem wurde am runden Tisch hart um die Umsetzung des Bürgerwillens gerungen. Die Verhandlungen drohten mehrmals am Streit zwischen Mietern und Politaktivisten zu scheitern, die seit 2005 den Südflügel besetzen.

Der Bürgermeister nannte das Konzept einen "guten Kompromiss". Mit der gemeinnützigen GSE habe man einen potenziellen Träger gefunden, der bewiesen habe, dass er Selbstverwaltung zulasse. Die IZB hatte befürchtet, dass eine Hausverwaltung die Mieterselbstbestimmung einschränken könnte. Die GSE engagiere sich aber auch im Atelierprogramm des Landes, was den Interessen des Künstlerhauses Bethanien, des Kunstraums Kreuzberg und der Druckwerkstatt entgegenkomme. Diesen "Kulturmietern" gibt das Konzept eine Bestandsgarantie, aber auch den Besetzern, die sich zur Zahlung einer "angemessenen Nettokaltmiete" verpflichten müssen. Die neuen soziokulturellen Angebote sollen sich auf den Südflügel und wenige Freiflächen im Haupthaus beschränken. Das Künstlerhaus und die Druckwerkstatt sehen ihre Arbeit von den neuen Plänen beeinträchtigt und drohen mit Auszug. Die Fronten sind so verhärtet, dass eine "räumliche Trennung" der Mietflächen vorgeschlagen wird, um Zusammenstöße zu vermeiden.

Den Vorschlag des Bürgermeisters, die Durchgangstüren zwischen Haupthaus und Südflügel zuzumauern, hält Künstlerhausleiter Christoph Tannert für "völlig unpraktikabel", da damit Fluchtwege abgeschnitten würden. Das ganze Konzept ist für Tannert "inakzeptabel". Pläne für Gastronomie im Haupthaus und ein Jugendgästehaus bestärken ihn in seiner bisherigen Haltung: "Wir bleiben weiter in der Opposition." Zum Ablauf des Mietvertrags Ende 2008 werde er ausziehen. Bis dahin will Tannert die Miete mindern. Der Grund: die zunehmende "Verwahrlosung" und "Verschmutzung des Hauses. Der neue Träger darf sich auf eine konfliktfreudige Hausgemeinschaft freuen.

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