Kommentar Mauergedenken: Mauertote gehören ins Gedenkjahr

Eine wissenschaftliche Dokumentation gibt den Maueropfern ein Gesicht.

Friede, Freude, Einheitskuchen. Ein wenig wird man den Eindruck nicht los, das Gedenkjahr 2009 widmet sich vor allem dem Wohlgefallen. Ach, wie schön ist die Stadt geworden! Wisst ihr noch, am 9. November? Jetzt wächst zusammen … Doch der Fall der Mauer war nicht nur Anfang, dem bis jetzt ein Zauber innewohnt. Er war auch Ende einer Teilung, die in Berlin mindestens 136 Menschen das Leben gekostet hat.

Dass aus den Mauertoten nun wieder Menschen mit einem Gesicht und einer Biografie werden, ist überfällig. Mit ihrem Buch beenden die Historiker des ZZF und der Stiftung Berliner Mauer ein Erinnern, das lange Zeit instrumentalisiert war. Dem Mauermuseum am Checkpoint Charlie war das Hochjazzen der Opferbilanzen wichtiger als die historische Aufarbeitung. Dass es unter den Mauertoten auch Grenzsoldaten gab, passte da nicht so recht ins Bild.

Aber auch für die Linke war das Thema Mauertote lange Zeit tabu, ein unangenehmes Relikt aus Zeiten des kalten Krieges, in dem jedes Opfer auch ein Täter war und jeder Täter ein Opfer. Spätestens die nun vorgelegten Biografien zeigen: Die Toten waren Menschen voller Hoffnung, voller Wut, voller Angst. Menschen wie wir alle.

Wem gehören die Mauertoten? Die Frage, die die Autoren aufwerfen, ist berechtigt. Gut, dass sie auch die Antwort geben. Das Gedenken an die Toten der Mauer geht uns alle an. Erst recht im Jahr 20 nach ihrem Fall.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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