Christopher Street Day: Mehr Party, mehr Politik

Drei Wochen lang will das schwul-lesbische Festival "Pride Week" in Berlin Pop und Problembewusstsein verbinden. Auch der CSD soll wieder politischer werden.

Christopher Street Day Parade in Berlin vor zwei Jahren

Die Party wird verlängert. Das schwul-lesbische Kulturfestival "Pride Week" dauert dieses Jahr statt einer nun drei Wochen und heißt ab sofort "Berlin Pride", wie die Veranstalter am Montag mitteilten. Berlin Pride fährt mit einem eklektischen Programm auf: Von schwul-lesbischen Meisterschaften im Tanzen über Konzerte von Max Raabe und Kylie Minogue bis hin zur Konferenz des asiatischen Verbandes für Homosexuelle ist einiges dabei. Am 6. Juni startet das Festival, das zum fünften Mal stattfindet. "Berlin Pride soll das sein, was die Parade zum Christopher Street Day nicht sein kann", erklärt Robert Kustl, der CSD-Geschäftsführer. "Auch mal kulturell statt poppig. Und leise statt laut." Auch der CSD, der während der Berlin Pride am 28. Juni sein 30-jähriges Jubiläum feiert, will dieses Jahr nicht bloß poppig sein. Die Parade wird wieder ganz offiziell als Demonstration angemeldet und nimmt eine andere, politisch inspirierte Route: "Wir fangen in der topografischen Mitte dieser Stadt an: Unter den Linden 1, in Sichtweite des Roten Rathauses", sagt CSD-Vorstand Jan Salloch. Auch an der CDU-Zentrale komme man vorbei, denn dort sitze ja die Partei, die die Reformprozesse verschleppe. Die politische Renaissance des CSD soll sich auch in dem diesjährigen Motto der Veranstaltung widerspiegeln: "Hass du was dagegen?" lautet es. Salloch spricht über die weiterhin andauernde Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Transgendern und Bisexuellen. "Unser CSD-Thema ist Hass, weil noch lange nicht alles in trockenen Tüchern ist", sagt er. "Wir sind jeden Tag Hass und Gewalt ausgesetzt." Bei Maneo, der Beratungsstelle für Opfer schwulenfeindlicher Gewalt, sieht man das genauso. "Klassisch sind Pöbeleien", sagt Projektleiter Sebastian Finke, "aber auch tätliche Angriffe. Anspucken ist in Berlin offensichtlich sehr beliebt." Maneo hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 880 Personen beraten, 330 davon explizit im Kontext von Gewalttaten. Doch Finke schätzt die Zahl der Betroffenen wesentlich höher ein. Was Diskriminierung betrifft, gehe es ja nicht bloß um Zahlen, ergänzt Salloch, sondern auch um die gefühlte Wirklichkeit. Darum, dass man sich bisweilen fünfmal überlegt, ob man nun in der Öffentlichkeit Händchen hält oder nicht. Das Thema Hass wird bei der Berlin Pride ebenfalls aufgegriffen und findet sich in einer Reihe von Veranstaltungen wieder, die das Festival in sein Programm eingebettet hat - in der Ausstellung "typisch" im Jüdischen Museum zum Beispiel. Dort wird verhandelt, wie Klischees entstehen und wann sie in Homophobie, in Rassismus, in generelle Menschenfeindlichkeit umschlagen.

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