Friedrichstadtpalast: Neuer Boss macht Revuetheater Beine

Der Friedrichstadtpalast ist weltberühmt, steckt aber in den roten Zahlen. Mit Stellenabbau und besseren Showkonzepten will der neue Leiter die Krisen meistern.

Man kann für die älteren Herren aus der unteren Mittelklasse unserer Gesellschaft - und selbstverständlich auch für alle anderen - nur hoffen, dass die längste Girlsreihe der Republik auch in diesem Jahr die Beine so euphorisch fliegen lässt wie im vergangenen. Denn der neue Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes, Berndt Schmidt, hat Veränderungen und Einschnitte für das Haus und das Ensemble ab 2008 angekündigt.

Für "Europas größtes Revuetheater" mit rund 1.900 Plätzen wird im Jahr 2008 ein Defizitabbau und ein höherer Eintrittspreis anvisiert. Neben einem in Teilen veränderten Spielplan will Schmidt ab 2009 rund 40 Mitarbeiter entlassen. 2010 soll wieder eine "schwarze Null" in den Bilanzen stehen, sagte er am Donnerstag in seiner Jahresvorschau für die Bühne. Im vergangenen Jahr habe das Revuetheater "ein Defizit von rund 3 Millionen Euro eingefahren" - bei gleichzeitigem Umsatzrückgang. Auch im laufenden Jahr und 2009 sei vermutlich "nicht mit Gewinnen zu rechnen", sagte Schmidt. Einsparungen seien daher unumgänglich. 2007 betrug der Etat für die Showbühne rund 23 Millionen Euro, davon spendierte das Land Berlin als Förderung 6,3 Millionen Euro.

Schmidt war im November als neuer Leiter des Friedrichstadtpalastes geholt worden, nachdem das Haus Anfang 2007 einen Besucherrückgang von über 10 Prozent und ein wachsendes Defizit zu verzeichnen hatte. Die Platzauslastung war auf 61 Prozent gesunken, Intendant Thomas Münstermann und sein kaufmännischer Geschäftsführer Guido Herrmann mussten den Hut nehmen. Auch der amtierende Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) mahnte Strukturveränderungen an. Mittlerweile soll die Auslastung auf knapp 70 gestiegen sein, so Schmidt weiter, stagniere aber auf dem Niveau. 2007 zählte der Friedrichstadtpalast insgesamt 550.000 Besucher.

Konkret würden jetzt erst einmal 40 der knapp 300 Arbeitsplätze im Haus abgebaut, rechnete Schmidt vor. Davon seien vor allem Mitarbeiter aus den Bereichen Technik und Bühnenarbeiter betroffen. Weitere Stellenstreichungen seien in Zukunft nicht auszuschließen, sagte er.

Dennoch würde es weiterhin die großen Palastrevuen geben. Mit Tanz, Artistik und Revuenummern soll den Besuchern in Zukunft "Entertainment pur" geboten werden. Experimente oder Tagesaktualität in den Shows lehnte der Geschäftsführer ab. Die Zuschauer hier wollten "abschalten, unterhalten und in eine Kunstwelt entführt werden" - mit Boafedern und de Beene von Berlin eben.

Dass es der Friedrichstadtpalast schwer hat im Berliner Unterhaltungssektor, ist eine Sache. Eine andere ist, sagen Experten, dass die Schwierigkeiten dort hausgemachte sind.

So wird in Zukunft auch die Friedrichstadtpalast-Marke - im Wesentlichen nur eine große Palastrevue - die Saison über gegeben. Diese wird zwar mit wechselnden Artisten oder "Stars" - wie etwa Roberto Blanco - aufgepeppt. Und im Herbst soll eine neue Show herauskommen.

Ein mehrspuriges Programm, Shows und Musicals anderer Häuser sollen aber die Ausnahme, wenn gar ausgeschlossen bleiben. Schmidt: "Wir haben unser Profil, andere Produktionen sollen nicht hergeholt werden." Neues und anderes bleibt also außen vor. Aber vielleicht wäre gerade das nötig, um aus den roten Zahlen herauszukommen.

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