Kommentar: Operation mit hohem Risiko

Nach dem Willen von Deutschlandradio-Intendant Willi Steul sollen das Deutsche Symphonie-Orchester und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin fusionieren.

Die Berliner Rundfunk und Chöre GmbH (ROC) kann sich freuen: Ihr Etat wird um 6 Millionen Euro aufgestockt. Allerdings könnte die Freude kurz sein: Nach dem Willen von Deutschlandradio-Intendant Willi Steul sollen die beiden Orchester unter dem Dach der ROC, das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB), fusionieren.

Das ist praktisch, schließlich hat das DSO bald keinen Dirigenten mehr. Ingo Metzmacher geht zum Ende der Spielzeit. RSB-Chef Marek Janowski steht zur Übernahme der DSO-Truppe bereit. Steul sieht so ein drittes Berliner Spitzenorchester heranwachsen. Doch diese Pläne muss man mit Fragezeichen versehen.

Nicht dass Spitzenorchester an sich eine schlechte Sache wären, nur scheinen die Voraussetzungen dafür alles andere als ideal. Das DSO konnte sich mit Leitern wie Kent Nagano oder Metzmacher profilieren, RSB-Chef Janowski hält sich mit Visionen eher zurück. Selbst wenn es dem Orchester gelingen sollte, sich neben Philharmonikern und Staatskapelle zu behaupten, wäre dies ein falsches Zeichen. Orchester sind keine Verwaltungseinheiten, denen man einfach ein neues Organigramm verpassen kann, auf dass sie rasch zusammenwachsen.

Noch schwerer wiegt, dass eines der großen Berliner Rundfunkorchester plötzlich futsch wäre. Auch für die beiden Rundfunkchöre kann das kein positives Signal sein. Wenn Berlin und der Bund etwas auf die Kulturvielfalt der Hauptstadt als "Standortfaktor" geben, wären sie gut beraten, die Finanzierung der ROC zu klären. Das sollte einem die Sache doch wert sein.

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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